Eine Gruppe von Wiener Gastronomen hat im Zuge einer Veranstaltung in einem Wiener Weinlokal am Mittwochabend das Ende des ab Mai 2018 geplanten Rauchverbots gefordert. Prominente Unterstützung bekamen sie von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache.
Die Gastronomen, angeführt von Lokalbetreiber Heinz Pollischansky, fordern, "unbedingt selber entscheiden" zu können, ob in ihren Etablissements geraucht werden darf. Durch die Anbringung eines Schilds am Eingang sei "die gesamte Gesundheitsdebatte einfach weg", weil es somit die freie Entscheidung der Konsumenten sei. Auch würden internationale Beispiele zeigen, dass Rauchverbote Arbeitsplätze gefährden und die Raucher vor den Lokalen eine Belästigung für die Anrainer seien. Die Gesundheit der Mitarbeiter sei ebenfalls kein Argument, weil das Jobangebot in der Gastronomie groß genug sei, dass niemand gezwungen werde, sich in einem Raucherlokal zu bewerben.
Ganz so einheitlich, wie von den Rauch-Befürwortern dargestellt, ist die Haltung der Gastronomie und auch der Gäste keineswegs. Peter Tappler, etwa, Vorstand der „Initiative für gesunden Wettbewerb in der Gastronomie“, etwa fordert eine klare Regelung für alle: "rauchfreie Lokale, wie geplant ab Mai 2018". Er habe die Initiative gegründet, um die schweigende Mehrheit der Wirte zu vertreten.
Wie Umfragen in den vergangenen zehn Jahren ergaben, spricht sich eine breite Mehrheit für Qualmfreiheit aus. In Ländern, in denen in Lokalen nicht zur Zigarette gegriffen werden darf, ist die Zustimmung zu dieser Maßnahme unter Rauchern selbst stark gestiegen, erhob das Deutsche Krebsforschungsinstitut. "Internationale Erfahrungen zeigen anschaulich, dass die Zustimmung zu rauchfreien Lokalen nach deren Umsetzung noch weiter ansteigt", so Thomas Dorner von der Med Uni Wien.
„Das Hawelka ist seit 2012 ein rauchfreies Lokal. Ein paar Raucher haben wir schon verloren, aber auch Nichtraucher als neue Gäste dazu gewonnen", erklärte etwa Amir Hawelka, Leiter des Café Hawelka in Wien. "Wenn man frei durchatmen kann, schmecken die Buchteln und der Cafe halt noch besser. Wir bleiben auf jeden Fall rauchfrei.“
Auch Raucher scheinen die frische Luft zu genießen: Erhebungen nach sieben bis 24 Monaten nach der Einführung des Rauchverbots in Lokalen ergaben eine Steigerung der Zustimmung unter Rauchern in Irland von 45,7 auf 80,8 Prozent, in Frankreich von 40,2 auf 70,7 Prozent, in Deutschland von ebenfalls 40,2 auf 60,2 Prozent und in den Niederlanden von 20 auf 44,8 Prozent.
Strache bezeichnete das beschlossene Rauchverbot als "unseligen Gesetzesbeschluss", die aktuelle Regelung sei "gut und ausreichend". Er sei "gegen staatlichen Zwang, der von oben verordnet wird" und warnte: "Wo hört's denn auf? Als nächstes kommt der Staat her und sagt der Schweinsbraten ist ungesund, den dürfts net essen." In den Koalitionsverhandlungen versuche er diesbezüglich sein Bestes. Es gehe dabei "um viele, viele inhaltliche Bereiche", der Koalitionsvertrag werde nicht an einem Einzelthema scheitern. Beide Seiten müssten Kompromisse eingehen, verhandelt werde aber nicht in der Öffentlichkeit.
Die Unterzeichner fordern, dass die ÖVP ihrem Anspruch als "Partei der Wirtschaftstreibenden" gerecht werde und ihr "Versprechen für weniger Bürokratie und mehr Selbstbestimmung wahr werden" lasse. Unterstützung finden sie bei den Obmännern der Sparten der Tabaktrafikanten und der Gastronomie in der Wiener Wirtschaftskammer.
Die Initiatoren geben an, auch die Interessen von "mindestens 2.500 Mitarbeiter" zu repräsentieren und warnen vor den "sehr negative Auswirkungen", "insbesondere für die "Clubs- und Diskothekenbranche". "Die bestehenden Rauchverbote" hätten "in erheblichem Maße Einfluss auf das Ausgeh- und das Konsumverhalten der Gäste genommen". In Deutschland habe die Anzahl der Clubs und Diskotheken seit der Einführung des Rauchverbots um 25 Prozent abgenommen.
Auch der Anwalt Manfred Ainedter zählte sich zu den "Freunden des Rauchens". Als Konsument verstehe er nicht, "warum es einem mündigen Bürger nicht möglich sein soll, in einem Lokal zu rauchen" und warnte: "Wenn die Nikotin-Taliban mit uns fertig sind, kommt der Alkohol dran." Die veröffentlichte Meinung schreibe "permanent gegen das Rauchen", entspreche dabei aber nicht der öffentlichen Meinung.
Ein weiterer Kritikpunkt war, dass die Gaststättenbetreiber erst kürzlich "viele Tausende Euro" in die Abtrennung von Raucherbereichen investiert hätten.