Die Studie attestiert den Österreichern einen im EU-Vergleich überdurchschnittliche Lebenserwartung, gleichzeitig aber auch einen ungesunden Lebensstil. Als Problem ortet der Bericht (Untertitel: "Länderprofil Gesundheit 2017") die "fragmentierte Verantwortlichkeit" im österreichischen Gesundheitssystem. Konkret wird die aufgeteilte Zuständigkeit zwischen Bund und Ländern sowie den Selbstverwaltungskörpern benannt.
Zu hohe Ausgaben, zu hohe Bettendichte
In Österreich wurden laut der Studie (die in Zusammenarbeit von OECD, dem "European Observatory on Health Systems and Policies" und der EU-Kommission entstand) 2015 etwa 3.800 Euro pro Kopf für die Gesundheitsversorgung ausgeben und damit rund 1.000 Euro mehr als im EU-Durchschnitt (kaufkraftbereinigt). Die Gesundheitsausgaben lagen bei 10,3 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) und damit nur knapp über dem EU-Durchschnitt von 9,9 Prozent. Für einen "zunehmenden Ausgabendruck" werde die Alterung der Bevölkerung sorgen, auch in der Langzeitpflege, heißt es.
Potenzial für Effizienzsteigerungen sieht der Report etwa in einer Stärkung der ambulanten Versorgung. Österreich weist laut den Studien-Ergebnissen nach Deutschland die zweithöchste Bettendichte in der EU auf, seit 2000 habe sich diese nur um fünf Prozent verringert, während Länder wie Finnland oder Dänemark eine Reduktion um ca. 40 Prozent vorgenommen hätten. Auch in der Krankenhaus-Entlassungs-Statistik zeigt sich der hohe Anteil an stationärer Betreuung: Auf 1.000 Einwohner kamen 256 Entlassungen (2015), deutlich mehr als im EU-Schnitt (173). Nur Bulgarien (321) wies eine höhere Fallzahl auf.
Den Zugang ins Gesundheitssystem bewertet die Studie als gut. Im Jahr 2015 waren 99,9 Prozent der Bevölkerung durch die gesetzliche Krankenversicherung gegen das finanzielle Risiko bei Erkrankung abgesichert.
Zwei-Klassen-Medizin ist bereits Tatsache
Problematisch sieht die Studie allerdings die Zahl der niedergelassenen Ärzte mit Kassenvertrag, die seit Jahren stagniert. Demgegenüber steht ein Anstieg bei den Wahlärzten, deren Zahl in den letzten Jahren jene der Vertragsärzte sogar übertroffen hat. Diese Entwicklung könne "zu sozialer Ungleichheit beitragen", heißt es in der Studie.
Auch verweist der Report auf die ungünstige Altersstruktur bei den Vertragsärzten: Nahezu sechs von zehn niedergelassenen Kassenärzten sind mindestens 55 Jahre alt. Bei diesen ist in den nächsten zehn bis 15 Jahren mit dem Gang in den Ruhestand zu rechnen. Dies werde die Stagnation der Vertragsärzte-Zahl im niedergelassenen Bereich noch verschärfen.
Eine Stärkung der Primärversorgung im niedergelassenen Bereich wäre auch angebracht, um Krankenhauseinweisungen entgegenzuwirken, heißt es. Auch bestehe in Österreich bei Operationen Spielraum bei der Verschiebung vom teuren stationären in den ambulanten Bereich. So liege beispielsweise der Anteil von ambulant durchgeführten Kataraktoperationen in Österreich (trotz eines Anstiegs auf 75 Prozent) noch immer unter jenen der meisten anderen EU-Staaten (zum Gutteil über 90 Prozent).
Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt in Österreich ist mit 81,3 Jahren höher als im EU-Schnitt (80,6). In Spanien, Italien und Frankreich liegt die Lebenserwartung allerdings um mehr als ein Jahr höher. Der Gesundheitszustand im Alter ist allerdings schlechter als im EU-Schnitt. Nach dem 65. Geburtstag können die Österreicher mit noch zirka acht Jahren ohne Behinderung rechnen; das sind etwa eineinhalb Jahre weniger als im EU-Durchschnitt.
24 Prozent sind Raucher
Mehr als ein Viertel der gesamten Krankheitsbelastung in Österreich steht laut dem Report in Zusammenhang mit ungesunden Lebensstilen. Dies umfasst Tabak- und Alkoholkonsum, Ernährung und geringe körperliche Aktivität.
Von den erwachsenen Österreichern greifen 24 Prozent regelmäßig zum Glimmstängel, deutlich mehr als im EU-Schnitt (21 Prozent). Der Anteil der täglichen Raucher in Österreich ist laut der Studie seit 1997 auf einem konstanten Niveau, während sich die Raucherquote in vielen anderen EU-Ländern deutlich reduziert habe.
Der heimische Alkoholkonsum ist nur geringfügig zurückgegangen. Im Jahr 2014 konsumierten Erwachsene 12,3 Liter reinen Alkohol pro Kopf. Das sind um mehr als zwei Liter mehr als im EU-Schnitt und bedeutet die dritthöchste Quote in der EU. Die Rate für das Rauschtrinken (Konsum von sechs oder mehr alkoholischen Getränken bei einem einzigen Anlass und mindestens einmal im Monat) liegt mit 19 Prozent knapp unter EU-Schnitt (20 Prozent).
Auch Fettleibigkeit spielt eine Rolle beim Gesundheitszustand der Österreicher. Nach Eigenangaben ist einer von sieben (14 Prozent) Erwachsenen fettleibig. Dieser Anteil sei zwar geringer als in den meisten anderen EU-Ländern, seit 1999 (9 Prozent) aber erheblich gestiegen.