Zum zweiten Mal wird Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl zum Präsidenten des Dachverbands der europäischen Wirtschaftskammern Eurochambre gekürt. Die Wahl steigt am Freitag in Brüssel, das Mandat beginnt 2018 und dauert drei Jahre. Von 2002 bis 2005 stand Leitl bereits dem größten Interessensverband der europäischen Wirtschaft vor, Eurochambre vertritt 45 nationale Wirtschaftskammern auf EU-Ebene, aber auch im globalen Konzert der Kontinente. Seine Präsidentschaft will Leitl unter das Motto „Make Europe competitive“ ("machen wir Europa wettbewerbsfähig“) stellen – im bewussten Gegensatz zu Donald Trumps „Make America Great Again“ und „Make China Strong.“
Ein eingefleischter Europäer
Europa ist Leitls Leib- und Magenthema. Seit seiner Jugend ist der Unternehmer eingefleischter Europäer, als Student forderte er bereits die Schaffung einer europäischen Währung, die er - lang vor den neunziger Jahren, als die Benennung erfolgte - in einer Streitschrift bereits „Euro“ nannte. Leitl ist auch im Verband der „Europäischen Föderalisten“ aktiv. Kaum ein anderer österreichischer Spitzenpolitiker setzt sich so leidenschaftlich für Europa wie Leitl.
Ob die Kür zum Europapräsidenten den geplanten Abgang von Leitl als Präsident der Wirtschaftskammer beschleunigt oder verzögert, ist offen. Der Oberösterreicher hatte nach seiner letzten Wahl bekannt gegeben, sich im Laufe dieser Amtsperiode zurückzuziehen. Bisher war man immer davon ausgegangen, dass Leitl noch den österreichischen EU-Vorsitz in der zweiten Jahreshälfte 2018 als österreichischer Präsident absolvieren will, das ist womöglich jetzt nicht mehr so sicher. Dem Vernehmen hat Leitl bereits Sondierungsgespräche für eine baldige Stafettenübergabe begonnen, als Nachfolger kristallisieren sich drei Kandidaten heraus: Wirtschaftsminister Harald Mahrer, der steirischen WKÖ-Landespräsident Josef Herk und der Wiener Landespräsident Walter Ruck.