Den ganzen Wahlkampf über hat er unheilschwanger geschwiegen. Jetzt brechen Frust und Enttäuschung voll aus Johannes Voggenhuber heraus: Der Grüne der ersten Stunde, einst Stadtrat in Salzburg und bis 2009 grüner Europaabgeordneter, macht in einem Aufsehen erregenden Facebook-Posting seinem Ärger über viele verfehlte Entwicklungen bei den Grünen Luft.
Seit vielen Jahren habe es ein "Donnergrollen" gegeben, doch die Grünen seien "gegen Kritik resistent" und hätten die bedrohlichen Zeichen "mit buntlustigen, infantilen Events sowie von Plakatwänden blökenden Lämmern und Sprechblasen" übertönt.
In "zynischer Überheblichkeit" hätten die Grünen die Versprechen, Prinzipien und Ideale der Gründerzeit über Bord geworfen. So gebe es heute Klubzwang und Parteisteuer für Mandatare. Bei der Erhöhung der weltweit höchsten Parteienfinanzierung hätten die Grünen regelmäßig mitgestimmt. Voggenhuber prangert auch die "aufgeblähte Bürokratie der Fraktionsführung" und einen "sinistren Hofstaat um die Parteispitze" an. Der "peinlichste Personenkult" habe sich auf den Plakaten gezeigt, von denen "Eva (Glawischnig, Anm.) und Sascha (Van der Bellen, Anm.)" gelacht hätten.
Direkte Kritik an Glawischnig
Abgeordnete würden "nach williger Gefolgschaft anstelle der Qualifikation" ausgesucht. Es gebe seit Jahren keine Programmarbeit und keine gesellschaftspolitische Analyse, einziges Ziel sei die Regierungsbeteiligung gewesen. Den Bundeskongress (Parteitag) der Grünen nennt Voggenhuber einen "Intrigenstadel", die innerparteiliche Demokratie sei längst abgewürgt. Auch die grassierende Ämterkumulierung habe man einfach hingenommen: "Frau Glawischnig war Bundessprecherin, Spitzenkandidatin, Klubobfrau, III. Nationalratspräsidentin und Mitglied im Österreich-Konvent. Und es gab landauf landab nicht einen Pieps von Kritik."
Und weiter: "Je mehr Eure Überzeugungsarbeit in der Gesellschaft versandet ist, desto höher schnellten die Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit und PR eures Spitzenpersonals." Voggenhubers Schlussfolgerung: Die "ständige öffentliche Attitüde der allseitigen moralischen Überlegenheit" der Grünen fände schon lange keinerlei Rechtfertigung mehr in ihren eigenen Taten.
Hier der Facebook-Eintrag Voggenhubers:
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