Jörg Haiders Mischung aus modischer Eleganz und gezieltem Spiel mit Bezügen zum Nationalsozialismus in seinen Reden hatte den Herausgeber des Falter einst dazu angeregt, ein neues Wort zu kreieren: Feschismus. Das passte nicht schlecht auf Jörg Haider. Es enthielt sowohl die Anbiederung an den Zeitgeist der Heutigen wie an den der Ewig-Gestrigen.
In der jüngsten Ausgabe der Wiener Stadtzeitung "Falter", kehrt das Wort nun wieder, diesmal auf Sebastian Kurz gemünzt. "Der Neo-Feschist", überschreibt Thurnher sein Blatt und garniert die Schlagzeile mit dem Konterfei des ÖVP-Chefs.
Thurnher, der während des Wahlkampfs in mehreren Leitartikeln nie ein Hehl aus seiner schlechten Meinung von Sebastian Kurz machte, geht damit einen Schritt weiter. Er verlässt das Terrain der Argumentation und überspannt den Bogen. Das Bild passt nämlich auf den türkisen Wahlsieger nicht. Zwar kleidet sich Kurz modisch, doch das Spiel mit dem Nationalsozialismus, das Haider virtuos beherrschte, ist Kurz fremd.
Die journalistische Entgleisung dürfte dennoch ihr Ziel nicht verfehlen: Absatzsteigerung.
Thomas Götz