Der Schriftsteller Robert Menasse hat in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" scharfe Kritik an Wahlsieger Sebastian Kurz (ÖVP) geübt. Der ÖVP-Chef sei ein "Kasperl" in den Händen von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, sagte der österreichische Autor dem römischen Blatt.
"Wir haben schon einige Erfahrungen mit diesen 'jungen Genies' gemacht. Und wir wissen genau, wie es endet, von Jörg Haider bis Karl-Heinz Grasser, der Ex-Finanzminister, der von der Regierung vor Gericht gelandet ist. Kurz ist der wahre Erbe von Haider und Grasser. Er hetzt die Massen mit populistischen und antieuropäischen Slogans auf. Er ist ein Kasperl Straches. Die beiden sind nicht mehr zu unterscheiden", sagte der frisch gebackene Sieger des Deutschen Buchpreises.
"Der Nationalismus wird vom allgemeinen Gefühl genährt, dass Europa nicht funktioniert. Doch wir sollten uns fragen: Warum fliegen Staats- und Regierungschefs nach Brüssel, wo sie die europäischen Beschlüsse blockieren, und dann nach Hause zurückkehren und behaupten: 'Europa funktioniert nicht'. Die gemäßigten Politiker haben den idealen politischen Boden für den Nationalismus geschafft", so der Autor, der sich im Wahlkampf auf der pro-europäischen Wahlkampfplattform "Weil's um was geht" engagiert hatte.
"Nationalisten sind unfähig, effiziente Antworten zu finden"
"Kein europäisches Land kann allein in einer Welt mit globaler Wirtschaft überleben. Der Terrorismus ist global, sowie die klimatischen Änderungen die uns alle bedrohen. Doch die Politiker sagen nicht: Ich kämpfe, um etwas für Europa zu erreichen. So werden die Nationalisten gewählt, die natürlich unfähig sind, effiziente Antworten zu finden. Und wenn sie scheitern, wählen die Menschen noch mehr rechts", so Menasse.
Menasse schließt nicht aus, dass Österreich zum fünften der "Visegrad-Länder" werden könnte, die sich gegen die europäische Flüchtlingspolitik wehren. "In diesem Fall würde ich dank der von Europa garantierten Bewegungsfreiheit in ein anderes Land ziehen."