Ungewöhnliches Setting für das „Wahl-Talk-Spezial“ von Servus-TV. Statt im Mateschitz-Hangar in Salzburg empfing Moderator Michael Fleischhacker Bundeskanzler Christian Kern und seine Gäste im Kreisky-Zimmer im Kanzleramt. Die Sendung musste am Nachmittag aufgezeichnet werden, da Kern am Abend beim Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Tallinn weilte.
Vom staatsmännischen Ambiente ließen sich die drei Bürger, die mit dem Kanzler debattierten, wenig beeindrucken. Ein Arbeiter, der früher SPÖ gewählt hatte, klagte über die Abgehobenheit der Partei, was den Kanzler zu einer wortreichen Replik veranlasste, die Politikberater Thomas Hofer wie folgt kommentierte: „Die SPÖ hat das Problem, dass ihre Botschaft bei den Menschen gefühlt nicht ankommt. Das ist schwer vermittelbar.“ Kern entgegnet später, „Sie reden immer noch mit einem Simmeringer Buben.“
Auch im Bereich Asyl musste sich Kern Bürger-Anschuldigungen stellen:
Zutiefst nachdenklich stimmte die Wortmeldung einer in Österreich lebenden Türkin, die in den sozialen Medien gegen Recep Tayyip Erdogans österreichischen AKP-Ableger Stellung bezog und deshalb bedroht wird. Als Kern meinte, die von der Türkin erhobene Vorwurf, die SPÖ kooperiere mit Teilen dieses Netzwerks, entbehre jede Grundlage, entgegnet die Frau: „Ich bin hier, um ihre Hilfe zu erbitten.“ Sie wollte eigentlich gar nicht öffentlich auftreten, habe aber dann doch den Mut gefasst im Interesse jener, die in einer ähnlichen Lage stecken.
"Wir haben gedacht, Mutli-Kulti bereichert uns"
Kern räumte später ein, dass Fehler in der Vergangenheit gemacht worden sind: „Wir haben gedacht, Multi-Kulti bereichert uns. Nur ist die Integration in manchen Bereichen gescheitert. Wir haben nicht Multi-Kulti bekommen, sondern Parallelgesellschaften.“ Der Kanzler fügte hinzu, dass die SPÖ kürzlich zweifelhafte Mitglieder ausgeschlossen habe, auch seien in den letzten Jahren 3000 Islamkindergärten geprüft und 54 geschlossen worden.
Die Niederlage der Großen Koalition in der Deutschlandwahl führte Kern darauf zurück, dass Angela Merkel und Martin Schulz die „Auseinandersetzung mit der AfD vermieden“ haben. Und zur FPÖ: „Die Freiheitlichen sind nicht die Vertreter des kleinen Mannes.“ Zu ÖVP-Chef Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache: „Bei der Migration weiß man nicht, wer von wem abgeschrieben hat.“