Die Terrormiliz Islamischer Staat hat es in den letzten Jahren erfolgreich verstanden, Jugendliche mittels Internetvideos zu radikalisieren. Neun Muslime aus Wien versuchen jetzt den Spieß umzudrehen, wie Ö1 berichtet. Gemeinsam mit Sozialarbeitern und Islamwissenschaftern haben die jungen Männer professionelle Videos gedreht, um so Gegenthesen zum radikalen Islamismus auf Facebook und Youtube zu verbreiten.
Gesang und Symbolik der Videos ähneln jenen des IS. Der Inhalt soll aber genau das Gegenteil bewirken und IS-Sympathisanten von ihrem radikalen Weg abzubringen. Im Mittelpunkt steht die Erzählerfigur „Jamal“, der mit Zitaten aus dem Koran argumentiert und Handlungsalternativen aufwartet, etwa „helfen und spenden statt Krieg führen“.„Ich habe selbst daran gedacht, nach Syrien zu fahren“, sagt einer der Jugendlichen. Sein Vater habe ihn im letzten Moment am Busbanhof gestoppt. Er habe Amerikaner, Russen, das Assad-Regime als Feinde gesehen. Begeistert sei er damals vom IS gewesen, mittlerweile aber geläutert und draufgekommen, dass dort „die wahren Verbrecher“ wären. „Sie sagen, sie seien Muslime aber machen genau das, was im Islam verboten ist.“ 190.000 Mal wurden die Videos bereits angeklickt, zudem leisten die Jugendlichen Überzeugungsarbeit in Chats.
Die Jugendlichen in den Videos sprechen die Sprache jener Jugendlichen, die angesprochen werden sollen und seien keine Kopfgeburt, sagt Rüdiger Lohlker, Islam-Wissenschafter an der Uni Wien. Die Zugriffszahlen würden zeigen, dass das Interesse da sei, so Lohlker im Ö1-Morgenjournal. Am Boden befinde sich zwar der sogenannte Islamische Staat auf dem Rückzug, aber es handle sich um eine Transformation - die Kämpfer würden in den Untergrund gehen, damit seien Anti-Radikalisierungs-Videos weiterhin aktuell und notwendig, betont Lohlker.