Wovon ORF, Puls 4, ATV, Servus TV und so manches Gratisblatt immer noch träumen, ist der Kleinen Zeitung, der „Presse“ und den anderen Bundesländerzeitungen gelungen: dass Christian Kern, Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache im Wahlkampf auch direkt aufeinandertreffen. Auf den Tag genau einen Monat vor dem Wahlsonntag, am kommenden Freitag, dem 15. September, steigt im Linzer Design Center die erste und bisher einzige Dreierkonfrontation jener Spitzenpolitiker, die sich Hoffnungen auf den Einzug ins Kanzleramt machen dürfen. Der von Wolfgang Braun („Oberösterreichische Nachrichten“) und Claudia Gigler (Kleine Zeitung) moderierten Debatte folgt eine Runde der Chefredakteure.

Das Interesse an der Dreierkonfrontation ist gewaltig. Die Halle, die 800 Leute fasst, war innerhalb von 48 Stunden ausgebucht, der ORF und andere Sender haben bereits angeklopft und ihr Interesse an einer Übertragung angemeldet, und auch internationale Nachrichtenagenturen, etwa die AFP, haben schon vorgefühlt. Wir übertragen die rund 100-minütige Diskussion, die um 15 Uhr beginnt, live in der Kleine-Zeitung-App sowie auf unserer Homepage (www.kleinezeitung.at).

Der Dreikampf kann jederzeit im Nachhinein online abgerufen werden, wie auch alle anderen Debatten der Kleinen Zeitung mit den Spitzenkandidaten. Nächster Termin: Ulrike Lunacek einen Tag nach der Dreierkonfrontation. "Mitten in Europa" beginnt am Samstag um 17 Uhr, live im Audimax der FH Villach und auf www.kleinezeitung.at.

Die Konfrontation in Linz verspricht äußerst hitzig zu werden, die Auftritte der drei Spitzenkandidaten könnte eine erste Vorentscheidung bringen. SPÖ-Chef Kern und FPÖ-Chef Strache werden alles daransetzen, um ÖVP-Chef Kurz, der in allen Umfragen klar führt, in die Mangel zu nehmen.

Rollenwechsel

Über den Sommer hat ein bemerkenswerter Rollenwechsel stattgefunden. In der Vergangenheit war es immer die Volkspartei, die einen Pleiten-, Pech- und-Pannen-Wahlkampf geführt hat und mit Querschüssen aus eigenen Reihen zu kämpfen hatte. Diesmal läuft es unrund für Kern und die SPÖ. Hans Niessl und Hans Peter Doskozil blieben nicht nur dem Wahlkampfauftakt in Graz fern, Doskozil fand auch Zeit für ein Doppelinterview mit dem Erzfeind, mit Sebastian Kurz. Die jüngsten Enthüllungen im  „profil“ über offenkundig von Ex-Kern-Berater Tal Silberstein in Auftrag gegebene Kurz-Schmuddelvideos lässt die SPÖ aus dem Krisenmodus nicht herauskommen.

Die Volkspartei liegt hingegen im Basti-Fieber. Alle Teil- und sonstigen Organisationen haben sich ein Schweigegelübde auferlegt, alle scharen sich hinter dem Hoffnungsträger - zumindest bis zum Wahlsonntag - wehe, wenn Kurz nicht das erwartete Ergebnis einfährt. Im Wahlkampf selbst sprengt Kurz alle Rekorde, der Zulauf bei Veranstaltungen und auf der Straße ist gewaltig. Zum Wahlkampfauftakt in zwei Wochen in der Stadthalle im tiefroten Wien werden 8000 Fans erwartet, die SPÖ konnte letzten Freitag in Graz nur rund 3000 Genossen und Kern-Fans aufbieten.

Wahlprogramme

Den Vorwurf, bei Kurz komme das Inhaltliche zu kurz, will die ÖVP nicht auf sich sitzen lassen. Am Mittwoch soll Teil zwei des Wahlprogramms präsentiert werden, und zwar jener Teil, der sich dem Aufschwung, der Bildung und auch dem Energiethema widmet. ÖVP-intern versucht man die Euphorie zu dämpfen - nach dem Motto Hochmut kommt vor dem Fall.

Die FPÖ und Strache geben sich auffallend entspannt, der Einzug in die Regierung als Juniorpartner rückt in greifbare Nähe. Ob die Freiheitlichen um drei, fünf oder sieben Prozentpunkte zulegen, ist eine Sache des Prestiges.

Koalitionsentscheidend ist weniger das eigene Abschneiden, sondern viel mehr jenes der SPÖ. Ideal aus freiheitlicher Sicht wäre es, wenn man sich nach geschlagener Wahl den Koalitionspartner aussuchen könnte, also ÖVP und SPÖ in den Verhandlungen gegeneinander ausspielen kann. Nicht auszuschließen, dass sich Rot-Blau am Ende des Tages gar nicht ausgeht.