Die Österreicher sind mit dem politischen System im Land unzufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Gallup Institutes und der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft. Darin gaben rund drei Viertel der Befragten (71 Prozent) an, weniger oder gar nicht zufrieden mit dem aktuellen System zu sein. Zudem zeigt die Studie, dass die Zufriedenheit mit steigendem Alter sinkt – je älter die Befragten, desto unzufriedener sind sie. Für das auffällig schlechte Zeugnis hat Studienleiter Günter Haunlieb vom Gallup Institut eine Erklärung: „Als wir die Befragung vor zwei Monaten durchgeführt haben, ist die Große Koalition gerade auseinandergebrochen. In dieser Aussage spiegelt sich also nicht nur eine Grundeinstellung zu Demokratie und Politik wieder, sondern auch die Unzufriedenheit mit der Regierung.“

Auch die Prognosen der Befragten für die Zukunft fallen wenig optimistisch aus. Die Studie zeigt, dass fast die Hälfte des Landes (42 Prozent) davon ausgeht, dass Österreich in zehn Jahren schlechter dasteht als heute. Wahlmüdigkeit scheint sich aber nicht einzustellen. So gaben 86 Prozent der Befragten an, dass der Gang zur Wahl wichtig sei. Auch hier gibt es ein Gleichzeitig glauben 22 Prozent, dass ihre Stimme ohnehin nichts ändert. 38 Prozent der Befragten wünschen sich zudem „einen starken Mann“ an die Spitze des Landes, die Mehrheit von ihnen kann sich auch eine „starke Frau“ vorstellen. Dennoch sprachen sich die Studienteilnehmer für deutliche Grenzen für den starken Mann, die starke Frau. Ein Eingriff in die Menschenrecht oder in das Wahlrecht wären für mehr als 80 Prozent keine Option.

"Kurz kann überall punkten"

Besonders interessant dürften die Ergebnisse für die Spitzenkandidaten von SPÖ, ÖVP und FPÖ sein. Denn die Studienautoren ließen die 1000 Befragten auch Christian Kern (SPÖ), Sebastian Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) bewerten. Kurz geht als Gewinner hervor, ihm wird am meisten Mut, Gelassenheit, Entscheidungsfreude und Diplomatie zugetraut. „Hier gibt es einen Generalisierungseffekt“, erklärt Haunlieb. Weil sich Kurz in der Vergangenheit in vielen Bereichen kaum positioniert hatte, „kann er jetzt überall punkten“. Kern und Strache hatten sich zum Zeitpunkt der Befragung bereits deutlich klarer positioniert, „deshalb schwanken ihre Zuschreibungen.“

So kann Strache Kern zwar deutlich überholen, wenn es um Mut, das Vorbringen der eigenen Meinung und die Fähigkeit geht, andere zu begeistern. Kern hingegen hat die Nase vorn, wenn es um Zukunftsvisionen, den Umgang mit Stresssituationen und Ausstrahlung geht. Ganz abgeschlagen ist Strache in der Gunst der Befragten, wenn es um Diplomatie und Vertrauen geht. „Dass Kern bei der Diplomatie mit Kurz beinahe gleichauf ist, ist beachtlich“, erklärt Haunlieb. „Denn eigentlich ist das ein klassischer Kurz-Bereich.“