Wahlkampf ist auch eine Zahlenschlacht: Die Wiener SPÖ will eine kürzlich für die Tageszeitung "Österreich" erstellte Umfrage, die sogar in der Bundeshauptstadt die ÖVP knapp vor der SPÖ gesehen hat, nicht auf sich sitzen lassen. Sie hat der APA nun eine in der zweiten Juli-Hälfte erstellte IFES-Umfrage vorgelegt, wonach Wien - fände die Nationalratswahl jetzt statt - klar in roter Hand wäre.

Die in "Österreich" am Samstag publizierte Umfrage von "Research Affairs" wies bei der Sonntagsfrage nicht nur bundesweit Platz 1 für die ÖVP aus. Demnach kämen die Schwarzen unter Sebastian Kurz auch im Roten Wien auf 28 Prozent - und würden damit vor der SPÖ mit 27 Prozent und der FPÖ mit 23 Prozent liegen.

Wiens SPÖ-Landesgeschäftsführerin Sybille Straubinger kann diese Werte nicht nachvollziehen. Das Sample sei viel zu niedrig, die Befragung nur online durchgeführt und die Schwankungsbreite nicht angegeben worden. Sie kontert nun mit einer Auswertung, die die Rathaus-Roten bereits im Juli - planmäßig nur für den internen Gebrauch - beim Institut für empirische Sozialforschung (IFES) in Auftrag gegeben haben. 800 Wiener wurden hierfür zwischen 13. und 25. Juli online und telefonisch befragt. Das Ergebnis: Die SPÖ kann bei der NR-Wahl mit 34 Prozent rechnen, die FPÖ käme auf 23 Prozent und die ÖVP würde mit 22 Prozent nur auf den dritten Platz kommen - gefolgt von den Grünen (8 Prozent), den NEOS (6 Prozent) und der Liste Pilz (5 Prozent).

Braucht sich die SPÖ also zumindest in Wien keine Sorgen um den Spitzenplatz zu machen? "Nix ist fix heutzutage." Man müsse die eigenen Leute freilich auch zu den Urnen bringen. Und die Zahlen zeigten auch, dass die ÖVP unter Sebastian Kurz offenbar auch der FPÖ Wähler wegnehme - auch in Wien.

Mit den von IFES ausgewiesenen 34 Prozent (Schwankungsbreite plus/minus 3,7 Prozent) könnte Straubinger aber offenbar gut leben: "Bei der Nationalratswahl 2013 hatten wir in Wien 31,6 Prozent. Natürlich möchten wir zulegen, was uns nach diesen Zahlen auch gelingen würde."

Angesprochen auf den nicht allzu glücklichen roten Wahlkampfstart, meinte Straubinger: "Spätestens mit dem Bundesparteirat haben wir das gut auf Schiene gebracht und diesen guten Schwung nehmen wir jetzt mit." Dass Burgenlands Landeshauptmann und SPÖ-Chef Hans Niessl die Linie der Bundespartei etwas konterkarierte, indem dieser sehr wohl mit dem Flüchtlingsthema punkten will, kommentierte die Wiener Landesparteisekretärin so: "Natürlich muss man auch auf die Themen Sicherheit und Integration eingehen, aber das sind sicher nicht unsere Hauptthemen."