Urlaub ist nicht in diesem Sommer. Zumindest nicht für die beiden Spitzenkandidaten Christian Kern (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP), die sich einen beinharten Kampf um die Stimmen der Wählerinnen und Wähler mit Blick aufs Kanzleramt liefern.

Christian Kern hat sich bereits als Pizzabäcker bewiesen und teilte Mineralwasser aus. Jetzt legt er einen Auftritt à la "House of Cards" hin, wobei es - eh klar - nur um den Stil, nicht um die Persönlichkeit geht, kämpft Frank Underwood, der Protagonist der US-Fernsehserie doch mit allen, auch unlauteren Mitteln, um die Macht.

Ein Tisch, fast wie im "Oval Office", ernste Mienen, gedämpftes Licht, aber gute Wirtschaftsdaten, vorgetragen in der Runde. Zwei Regierungsmitglieder sitzen mit am Tisch, die von Kern persönlich zur heiligen Johanna der Wahlschlacht erkorene Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner und Kanzleramtsminister Thomas Drozda. "Und auch den für Frauen so wichtigen Mindestlohn werden wir jetzt durchsetzen", sagt Rendi-Wagner in business-liker Underwood-Gattin-Manier, die in der TV-Serie auch politisch seine engste Vertraute ist.

Direkte Anspruche durch Kern

Und dann dreht sich Kern, ganz in  Underwood-Manier um und spricht ins Off, zum Zuschauer: "Ja, aber wer profitiert von diesem Erfolg? Profitieren Sie davon? Nein. Obwohl Österreich reich geworden ist, spüren Sie es nicht. Leider profitieren vor allem die Superreichen und die großen internationalen Konzerne von Österreichs Wirtschaftsaufschwung."

Gefolgt vom Wahlkampf-Slogan der SPÖ: "Verlangen Sie, was Ihnen zusteht." Knapp 180.000 Aufrufe verzeichnet das Video auf Kerns Facebook-Profil.

Reden über Sebastian

Ein ganz anderes Setting wählt das Team um Sebastian Kurz. Peter L. Eppinger, Moderator, bekannt aus Funk und Fernsehen, tourt durch die Lande und redet mit Leuten über Sebastian Kurz. Die Anni aus Niederösterreich hat Tochter, Schwiegersohn, Enkerln und Enkelhund. Sie war 40 Jahre lang Verkäuferin.

"Der Sebastian Kurz, der könnt's sein", gemeint: Der neue Kanzler. Wie er mit den Leuten umgeht und spricht, das gefällt ihr. So sehr dass sie sogar selbst 20 Euro für den Wahlkampf gespendet hat. Fast 110.000 Aufrufe haben diesen Spot schon gesehen.

Eher "alt" schaut im Vergleich dazu derzeit der Facebook-Auftritt von Heinz-Christian Strache aus, der hauptsächlich Zeitungsartikel aus Boulevard-Medien postet, die sich mit Zuwanderung und Doppelstaatsbürgerschaften beschäftigen.

In der Facebook-Statistik liegt Strache heute (Sonntag, 11.30 Uhr) mit 646.815 Freunden noch voran, knapp gefolgt von Kurz mit 621.864 Freunden. Kern hat da mit derzeit 201.761 Freunden noch Luft nach oben.

Von den übrigen drei Kandidaten liegt im Facebook-Ranking derzeit Neos-Spitzenkandidat Matthias Strolz an der Spitze, mit 77.169 Personen, denen die Seite "gefällt". Peter Pilz hat mit 24.525 Freunden die Nase vor der Grünen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek mit 18.423 Freunden.

Die Wahlkampfauftritte werden ausgiebigst dazu genützt, auch facebook-taugliche Fotos zu knipsen und umgehend online zu stellen. So geschehen beim Villacher Kirtag, dem Kanzler Christian Kern die Ehre gab:

Sebastian Kurz steigt erst kommenden Woche wieder voll in den Wahlkampf auf der Straße ein. Er entzieht sich (noch) der tagespolitischen Diskussion und nimmt auf seinem Profil lieber auf seine Funktion als Außenminister Bezug. Zuletzt postete er mahnende Worte aus Anlass der Atombombenabwürfe auf Japan vor 72 Jahren: