Nach dem Scheitern der Sozialpartnerverhandlungen kann sich Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl flexiblere Arbeitszeiten auch per Gesetz vorstellen. "Warum nicht", sagte Leitl am Samstag in der Ö1- Reihe "Im Journal zu Gast". Beim Thema Mindestlohn - die Sozialpartner haben sich auf 1.500 Euro bis 2020 geeinigt - habe man sich nicht über den Tisch ziehen lassen.
"Im Parlament lag ein Antrag auf 1.750 Euro. Das haben wir verhindern müssen", so Leitl. Bei 1.500 Euro komme kein Betrieb in Schwierigkeiten. Im Gegenzug habe man auch den Wegfall von Mehrfachbelastungen erhalten.
Generell wolle die Wirtschaftskammer ihrer Betriebe mit Flexibilität ausstatten, "weil wir sonst im internationalen Wettbewerb nicht bestehen können", so Leitl.
Gescheitert sei eine Einigung auf flexiblerer Arbeitszeiten an den bevorstehenden Wahlen. "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass offensichtlich drei Monate vor Wahlen parteipolitische Argumente stärke zählen als politische", sagte Leitl.
Hinsichtlich der anhaltende hohen Arbeitslosigkeit - trotz Nachfrage sowohl nach hoch qualifizierten als auch weniger qualifizierten Arbeitskräften - meinte Leitl: "Da ist etwas faul im System. Wir müssen das angehen. Wir brauchen mehr Qualifikation und mehr Motivation, um Arbeitsplätze anzunehmen". Besser beherrschen und gemeinsam mit den Sozialpartnern mehr tun müsse man auch die Wiedereingliederung der über 50-Jährigen.
Das Ummodeln der ÖVP zu einer Bewegung unter Sebastian Kurz begrüßt Leitl: "Mir persönlich gefällt Türkis besser als Schwarz."Wenn Kurz nun zur Kultfigur werde, sei das "wunderbar". Zuversichtlich zeigte er sich, dass der Wirtschaftsbund auch in Zukunft den Wirtschaftsminister stellen wird: Kurz suche nach den besten Leuten, und die habe man zu bieten.