Normalerweise befasst sich die mediale Öffentlichkeit höchstens mit den Aussehen von Politikerinnen, etwa mit dem Haarschnitt von Angela Merkel, den poppigen Schuhen von Theresa May und den extravaganten Brillen von Claudia Bandion-Ortner. Dass Christian Kern oder Sebastian Kurz Slim-fit-Anzüge tragen, dürften nur jene Kollegen thematisieren, die selbst von solchen schlanken Outfits träumen.
In den letzten drei Jahrzehnten sorgte nur einmal ein männlicher Politiker für echte modische Schlagzeilen: Wolfgang Schüssel, als er unter dem Eindruck der EU-Sanktionen im Herbst 2000 beim informellen EU-Gipfel in Lissabon zur totalen Verblüffung der Öffentlichkeit auf sein Mascherl verzichtete und mit Krawatte erschien. In den Wochen zuvor hatten vor allem französische und belgische Abgeordnete mit Sticker, die ein durchgestrichenes Schüssel-Mascherl zeigen, im EU-Parlament und bei anderen Veranstaltungen gegen Schwarzblau protestiert.
Für einen Überraschungseffekt sorgte heute Matthias Strolz. Zur Präsentation einer neuen Initiative tauchte er erstmals mit Krawatte auf. "Es ist einfach ein Versuch", heißt es in seiner Umgebung auf die Frage, ob der Neos-Chef künftig im Schlips Politik macht. In der Vergangenheit band sich Strolz höchstens beim Besuch in der Hofburg einen Schlips um. Die Krawatten-Aversion des am Sonntag innerparteilich gescheiterten Peter Pilz sowie von Ex-Bundespräsidentensprecher Bruno Aigner dürften die letzten Nachwehen der 68er-Jahre sein.
Allianz mit SPÖ-naher Unternehmerin
In der Pressekonferenz stellte Strolz eine neue Initiative mit externen Experten vor, Erste Unterstützerin ist die SPÖ-nahe Unternehmerin Viktoria Kickinger, die bei der Erarbeitung sogenannter "Chancen-Pläne" hilft. Kickinger soll sich um das Thema "athletischer Staat" kümmern. Sie selbst will Vorschläge zur ausgabenseitigen Sanierung vorlegen. Auch der Rückzug des Staates aus Unternehmen müsse überlegt werden Was Kickinger laut NEOS-Obmann Matthias Strolz für die Partnerschaft qualifiziert: Die SPÖ-nahe Unternehmerin war unter anderem bei ÖIAG, ÖBB, Post und ORF in Führungsfunktionen tätig.