Neuwahl hin, Parlamentsumbau her - der Kehraus vor dem Sommer bleibt, was er immer schon war, lang und voll mit mehr oder weniger bedeutenden Gesetzesbeschlüssen des Nationalrats. Aus der Tagesordnung der kommenden Plenarwoche sticht aber die Bildungsreform besonders hervor. Über kaum ein Thema wird in Österreich so leidenschaftlich gestritten wie über die Bildung. Entsprechend lang war der Weg zur nun vorliegenden Reform, die dank der Grünen mit Verfassungsmehrheit beschlossen werden kann.
Mit dem im "Bildungsreformgesetz" geregelten Schulautonomiepaket ist die Möglichkeit des Zusammenschlusses von bis zu acht Schulen in sogenannten "Clustern" unter einer gemeinsamen Clusterleitung geregelt. Der Clusterleiter soll einen Großteil der Verwaltung übernehmen, an den einzelnen Schulen soll es statt Direktoren nur Bereichsleiter geben, die mehr unterrichten. Dadurch freigewordene Ressourcen sollen in Verwaltungspersonal investiert werden. Möglich sind auch "Mischcluster" zwischen Bundesschulen (AHS, BMHS) und Pflichtschulen (vor allem Volksschulen, Neue Mittelschulen).Die Clusterleiter erhalten mehr Rechte, etwa die Möglichkeit flexible Gruppengrößen festzulegen. Klassenschülermindest-wie -höchstzahlen sowie Teilungsziffern fallen weg. Dadurch freiwerdende Ressourcen können in Maßnahmen wie Förderangebote oder Teamteaching investiert werden. Auch die Auswahl von neuen Lehrern obliegt den Clusterleitern bzw. Direktoren.
Der zweite Teil der Reform betrifft die Schulverwaltung. Diese bleibt zwar in den Grundzügen gleich, es gibt weiter getrennte Zuständigkeiten und Instanzenzüge zwischen Bund und Land. Die Verwaltung soll allerdings - wie schon jetzt in den östlichen Bundesländern - unter einem gemeinsamen Dach erfolgen. Die Landesschulräte werden zu Bildungsdirektionen. Statt eines amtsführenden Präsidenten bekommen sie einen Bildungsdirektor, der gemeinsam von Landeshauptmann und Bildungsministerin bestimmt wird.
Was die Modellregionen zur gemeinsamen Schule angeht, gibt es drei Vorgaben: Bundesweit dürfen nur 15 Prozent aller Schulen der fünften bis achten Schulstufe die Gesamtschule erproben. Außerdem darf eine einzelne Modellregion nicht mehr als 5.000 AHS-Unterstufenschüler umfassen. Schließlich müssen an den einzelnen Standorten Lehrer und Eltern zustimmen.
Eltern, Lehrer und AHS-Direktoren äußern sich heute zur Schulreform. Wir übertragen die Pressekonferenz des Bundeselternverbandes gemeinsam mit Lehrervertretern und Sprechern der österreichischen AHS-Direktoren ab 9.55 Live unter dem Titel: "Bildungspaket beschlossen – Kein einziges Problem gelöst".