Sowohl SPÖ-Chef Christian Kern als auch ÖVP-Chef Sebastian Kurz haben im APA/OGM-Vertrauensindex verloren. Kern um vier auf 19 Punkte, Kurz um drei auf 24, womit Kurz auch weiterhin die höchsten Vertrauenswerte aufweist. Profitiert von seiner neuen Rolle als Vizekanzler hat Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP), er gewann neun Punkte dazu und liegt nun mit 14 Punkten an der vierten Stelle.
Nummer zwei im Vertrauensranking von APA und OGM ist Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) mit unverändert 23 Punkten. Für OGM-Chef Wolfgang Bachmayer zeigt der Vertrauensindex bereits erste Auswirkungen des Wahlkampfes. "Der leichte Verlust von Sebastian Kurz mag angesichts der Hype um seine Person widersprüchlich erscheinen, erklärt sich aber einfach dadurch, dass im beginnenden Wahlkampf die Wähler sich stärker hinter ihren Wunschkandidaten scharen, womit aber auch die Kritik an den Gegnern zu- und das Vertrauen abnimmt", erklärte Bachmayer. Gleiches gelte für Bundeskanzler Kern.
Justizminister Brandstetter wiederum profitiert nicht nur von seinem Aufstieg zum Vizekanzler, sondern noch viel mehr von seiner neutral wirkenden Rolle als Puffer zwischen den Kontrahenten und als Hoffnungsträger für die Fortsetzung der Regierungsarbeit, so Bachmayer. Dass auch NEOS-Chef Matthias Strolz fünf Punkte zulegt, könnte mit den Abwerbeversuchen seiner Mandatare zusammenhängen, mutmaßt der Meinungsforscher.
ÖVP in Umfragen auf Platz eins, FPÖ nur noch Dritte
Eine OGM-Umfrage für den "Kurier", die nicht nach dem Vertrauen in einzelne Personen, sondern nach den Parteien fragte, sieht unterdessen die ÖVP unter Kurz mit 31 Prozent auf Platz eins - die Tatsache, dass er Neuwahlen ausrief, scheint dem neuen VP-Chef nicht geschadet zu haben. Im Vergleich zum Jänner 2017 hat die ÖVP demnach um 11 Prozentpunkte zugelegt. Die FPÖ, zuvor Erster, liegt mit 26 Prozent nur noch auf Platz drei. Die SPÖ unter Kern liegt in dieser Umfrage mit 28 Prozent wie zuvor auf Platz zwei. Durchgeführt wurden 800 Telefoninterviews, mit einer Schwankungsbreite von +/– 3%.
Zu den weiteren Gewinnern im persönlichen Ranking der APA zählen Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ), Nationalratspräsidentin Doris Bures (beide plus vier Punkte) sowie die ÖVP-Minister Andrä Rupprechter (plus drei Punkte), Hans Jörg Schelling (plus zwei Punkte) und SPÖ-Regierungsmitglied Alois Stöger (ebenfalls plus zwei Punkte).
An Vertrauen eingebüßt haben hingegen neben Kern und Kurz Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ), Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP), SPÖ-Klubchef Andreas Schieder und auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Sie alle verloren im Vertrauensindex vier Punkte. Noch steiler bergab ging es für Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) und die Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig mit jeweils minus fünf Punkten.
Glawischnig trat allerdings während des Erhebungszeitraums zurück, was laut Bachmayer den Vertrauensverlust verstärkt haben könnte. Bei Sobotka gibt der Meinungsforscher dessen als Rammbock empfundene Rolle in der Regierung an und bei Van der Bellen führt Bachmayer den Vertrauensrückgang auf die verunglückte Äußerung zum Tragen von Kopftüchern an.
Für den aktuellen Vertrauensindex wurden am 17. und 18. Mai 500 Österreicher ab 16 Jahren online befragt, ob sie den einzelnen Politikern vertrauen oder nicht (maximale Schwankungsbreite: 4,5 Prozent). Der dabei erhobene Wert für die Politiker ergibt sich aus dem Saldo aus "habe Vertrauen" und "habe kein Vertrauen". Verglichen werden die Werte mit dem APA/OGM-Vertrauensindex vom März 2017.