Bundespräsident Alexander Van der Bellen mahnt in der aktuellen politischen Situation zu Besonnenheit. "Es wird keine Fraktion die absolute Mehrheit haben. Ihr werdet nach der Wahl wieder miteinander reden müssen, also runter mit Gehässigkeiten und übertriebenen Emotionen", sagte Van der Bellen in einem Interview mit dem "Kurier" (Sonntagsausgabe).
"Die Rücktritte von Reinhold Mitterlehner und Eva Glawischnig sollten uns schon sensibilisieren", so Van der Bellen. Beide hätten als einen der Gründe die Verletzlichkeit als Mensch genannt.
Im Wahlkampf für die Nationalratswahl am 15. Oktober werde er einmahnen, dass die Parteien sagen, was sie inhaltlich vorhaben. "Als Staatsbürger interessiert mich, wie ist die Haltung zur EU", erklärte Van der Bellen. Wichtig sei ihm auch, dass sich die Parteien zu den Themen Bildung, Arbeitsmarkt und Grundrechte inhaltlich äußern.
Dass der designierte ÖVP-Chef Sebastian Kurz nicht das Amt des Vizekanzlers übernommen hat, sieht das Staatsoberhaupt gelassen: "Da kann ihn keine Macht der Welt dazu zwingen". Van der Bellen verwies auch auf Beispiele aus der Vergangenheit, unter anderem sei Werner Faymann im Frühjahr 2008 SPÖ-Chef geworden, Alfred Gusenbauer aber bis zur Wahl im Herbst Kanzler geblieben.