Eva Glawischnigs Tage als Parteichefin sind gezählt. Das, was als Gerücht spätestens seit ihrem "allergischen Schock" in der Phase des Streits mit den Jungen Grünen im Raum stand, wurde am Donnerstag in der Früh gegenüber der Kleinen Zeitung bestätigt. Darauf folgte eine Presseerklärung Glawischnigs.
Damit zieht sich nicht nur die einzige Frau von der Spitze einer heimischen Parlamentspartei zurück, sondern auch eine Langzeitdienende. Denn bereits seit 2008 stand Glawischnig an der Spitze ihrer Partei.
Ob sie sich den Job der grünen Bundessprecherin zutraue, wurde sie von Armin Wolf damals gefragt. Und Glawischnig zögerte. Es hätte nicht so aussehen sollen, als hätte sie längst am Sessel Alexander Van der Bellens gesägt. Schließlich rang sie sich durch: "Ja, das glaube ich schon." Gut zwölf Stunden später designierte sie der erweiterte Bundesvorstand der Grünen im April 2008 zur Parteichefin.
Aus deutsch-nationalem Gasthaus
Glawischnig wuchs am Millstättersee auf. Während andere in den Sommerferien faulenzten, servierte sie im elterlichen Gasthaus "Zur schönen Aussicht". Dort hing eine Informationstafel der FPÖ-Ortsgruppe, die Großeltern waren Deutsch-Nationale. Das verbindende Element in der Familie war die Hausmusik, mit Eva am Hackbrett. Ihr Klassenkamerad damals war übrigens Herbert Kickl. Humorvollen Fragen nach der gemeinsamen Vergangenheit konnte sie freilich nichts abgewinnen.
Nach der Matura brach Glawischnig aus: erst musikalisch - als Backgroundsängerin der Nummer "Gelati" und "Blauer Montag" schaffte sie es in die Hitparade -, dann politisch. Glawischnig begann sich für Umweltschutz zu interessierten, als ein Freund für gutes Geld deutsche Kernkraftwerke putzte. Ihre Dissertation an der Uni Graz widmete die Juristin grenznahen AKWs.
Bei der Besetzung der Baustelle der Ennstal-Autobahn wurden die Grünen auf die Global-2000-Aktivistin aufmerksam. Nachdem sie 1999 in den Nationalrat eingezogen war, etablierte sie sich rasch als Umweltsprecherin. Ab 2002 war sie in jedem Wahlkampf als Nummer zwei positioniert, 2003 stieg sie zur Vizechefin auf und kümmerte sich - "Natürlich bin ich eine Feministin!" - um das Thema Frauenpolitik. Im Kärntner Landtagswahlkampf 2004 machte sie sogar das Zugpferd und verschaffte so den Grünen die ersten beiden Mandate in Kärnten.
Intern und von anderen Medien kritisiert wurde Glawischnig, als sie für die "Krone" mit dem "Bauernmanifest" oder für "Woman" in Abendkleidern posierte. Paparazzi-Fotos von ihrer Hochzeit mit TV-Moderator Volker Piesczek taten ihr Übriges.
Europas stärktste Grüne
Mit dem Erringen des höchsten Parteiamtes freilich kamen auch die Mühen des politischen Alltags. Unter Glawischnig gelang es, die Grünen auf Länderebene als Regierungspartei zu positionieren. Gleichzeitig blieben die Grünen bei Wahlen immer unter den hoch gesteckten Zielen - um letzlich zu betonen, dass man die stärkste Grüne Partei Europas sei. Sachpolitisch blieben Erfolge von der Oppositionsbank aus freilich verwehrt. Dass die Wiener Grünen der Bundespartei völlig entglitten sind - Stichwort: Heumarkt-Turm - dürfte der Parteichefin den Abgang erleichtern. Ebenso wie der Richtungsstreit mit Peter Pilz, der seine Partei als links-populitisch positionieren will; und dies auch in Eigenregie macht.
Was von ihr bleiben wird, ist ihr Vorgänger: denn der wurde - auch weil Glawischnig das Procedere der Nominierung eines offiziellen Grünen Kandidaten scheute, unter ihrer Zet als Parteichefin zum Staatschef. Und das sogar zwei Mal.