Die ÖVP wird Sebastian Kurz alle Zugeständnisse machen, die er braucht, aber die SPÖ will das tote Regierungspferd noch länger reiten. Wie kann es weitergehen?
Christopher Drexler: Man kann am heutigen Tag schon feststellen, dass ein von Klarheit und Klartext geprägter neuer Stil in der Politik eingezogen ist. Sebastian Kurz hat das ausgesprochen, was viele Menschen in der Republik denken. Wenn die Verhältnisse in der Regierung so zerrüttet sind, wenn keine Spitzenpersönlichkeit mehr auf eine unmittelbare demokratische Legitimation zurückgreifen kann., auch der Bundeskanzler nicht, ist es das Sinnvollste, die Bürgerinnen und Bürger zu befragen, also für Neuwahlen einzutreten. Man kann der SPÖ nur empfehlen, sich nicht in Tricksereien zu flüchten. Das Wort des Wählers ist zu hören
Und wenn Ihnen der Urnengang von der SPÖ verweigert wird?
Drexler: Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Mehrheiten, einzelne haben schon gesagt, dass sie auch für Neuwahlen sind. Es wäre eine Chuzpe, wenn gerade die Opposition, die nicht müde wurde, die Regierung zu kritisieren, die Periode verlängern und eine wie immer geartete Restregierung in der Verantwortung für Österreich sehen wollte.
Gestehen Sie der Opposition nicht auch zu, dass sie strategisch denken und handeln darf? Und muss diese nicht fürchten, zu zerbröseln, wenn es jetzt zu Neuwahlen käme, mit einer Zuspitzung auf das Duell Kurz gegen Kern?
Drexler: Ja, Österreich war lange von K UND K geprägt, jetzt wird es von K oder K geprägt.
Im Ernst: Aus taktischen Gründen kann sich die Opposition derzeit kaum auf die Seite der ÖVP schlagen.
Drexler: Bloße Taktik ist immer durchsichtig, letztlich wird das auch die Opposition erkennen und es als befreiend empfinden, dass Kurz heute in die Offensive gegangen ist und das ausgesprochen hat, was viele denken.
Was kann Kurz, was andere ÖVP-Obmänner nicht konnten?
Drexler: Ich glaube, dass er trotz seiner Jugend eine klare Vorstellung davon hat, wohin man Österreich führen soll, wohin sich Österreich entwickeln soll. Er stellt eine moderne bürgerliche Alternative dar, wie sie wahrscheinlich sogar im europäischen Kontext nirgendwo sonst zu finden ist. Diese Entschlossenheit und diese Klarheit sind beeindruckend.
Wohin genau soll sich Österreich hinentwickeln?
Drexler: Im Zentrum stehen eine leistungsorientierte Marktwirtschaft, ein modernes gesellschaftliches Koordinatensystem, und Sicherheit und Ordnung. Kurz ist eine urban sozialisierte, modern denkende sozialisierte Persönlichkeit, die in ganz Österreich, auch im ländlichen Raum für Furore sorgen kann. Er verkörpert ein modernes, bürgerliches Selbstbewusstsein, ein modernes, bürgerliches Programm, das maßgeblich mit seinem Mitwirken entstanden ist. Und er ist einer, der für Partizipation steht, für die Mitgestaltung von vielen, für die gnadenlose Öffnung der Partei. Daher ist ja auch sein Vorschlag so schlüssig, die Bürger zu befragen.
Kommt jetzt auch die ÖVP auf die Bewegung?
Drexler: P steht für Partei, aber über die ÖVP hinaus kann es so was wie eine moderne bürgerliche Bewegung geben, die in der Person Kurz ihren Kulminationspunkt findet.
Ein Kanzlerwahlverein also, um eine Anleihe bei der Vranitzky-SPÖ zu nehmen?
Drexler: Man kann immer auch despektierliche Begriffe finden. Nehmen wir lieber eine Anleihe bei Bruno Kreisky: Wir wollen eine Einladung aussprechen, ein Stück des Weges mit uns zu gehen.
Unsere Politik für unsere Leut‘?
Drexler: Nein, eine Politik für ein zukunftsgewandtes und zukunftsfähiges Österreich und damit für ein Stück Zukunft für jede Österreicherin und jeden Österreicher.
Was verbindet Sie persönlich mit Sebastian Kurz?
Drexler: Ich kenne ihn, seit er Bundesobmann der Jungen ÖVP geworden ist. Ich bringe ihm große Wertschätzung dafür entgegen, dass er mit hohem persönlichem Einsatz für Österreich arbeiten will. Er ist das genaue Gegenteil der Karriereutilitaristen, die ich nicht so sehr schätze, die sich immer nur durchschlängeln überall.
Claudia Gigler