Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) hat am Donnerstag das Projekt "Selbstständig Leben Daheim" vorgestellt, das für Pflegebedürftige die Lücke zwischen dem Angebot der mobilen Dienste und der 24-Stunden-Betreuung schließen soll. Diese "mehrstündigen Alltagsbegleitungen" sollen von Personen durchgeführt werden, die im Rahmen der (noch zu beschließenden) "Aktion 20.000" beschäftigt werden, so Stöger.
Das zusätzliche Angebot wurde gemeinsam mit den in der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG) zusammengeschlossenen Träger-Organisationen (Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz, Hilfswerk, Volkshilfe) erarbeitet, sagte Stöger. Die Idee dahinter sei es, die Lücke zwischen den (pro Tag nur für einige Stunden vorgesehenen) mobilen Diensten und der 24-Stunden-Betreuung daheim zu schließen.
Es gehe um "Alltagsbegleitung" im Ausmaß von mindestens vier (bis zu zehn) Stunden, so der Minister. Man wolle aber "keine Konkurrenz" zur Heimhilfe schaffen, sondern eine Ergänzung, betonte er.
Es gehe weniger um Pflege, sondern vielmehr um Hilfestellungen und Begleitung, etwa bei der Zubereitung von Mahlzeiten oder bei Arztwegen. Damit sollen vor allem die pflegenden Angehörigen entlastet werden, betonte der Minister bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Rot-Kreuz-Generalsekretär Werner Kerschbaum und der Präsidentin der Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger, Birgit Meinhard-Schiebel. Das Angebot soll auch "ein leistbares" sein und werde - je nach Dauer der Inanspruchnahme - zwischen sechs und zehn Euro pro Stunde kosten.
AMS zahlt Lohn und Lohnnebenkosten
Umgesetzt werden soll das Projekt im Rahmen der "Aktion 20.000", die Beschäftigung für Langzeitarbeitslose über 50 Jahre schaffen soll. Lohn- sowie Lohnnebenkosten sollen vom Arbeitsmarktservice (AMS) bezahlt werden. Vor Beginn der Tätigkeit erhalten die Teilnehmer über das AMS eine rund fünfwöchige Ausbildung. Ziel ist es aber auch, dass die Beschäftigten eine längerfristige Perspektive erhalten. Sie werden daher während ihrer Tätigkeit über das AMS - schrittweise - eine Ausbildung zur Heimhilfe erhalten, was sie später auch für den normalen Arbeitsmarkt attraktiv machen soll. Entlohnt werden sollen die Beschäftigten nach dem Kollektivvertrag für Heimhilfen - und zwar je nach ihrem Ausbildungsstand. Gestartet werden soll das Projekt in Modellregionen, zu Beginn rechnet das Ministerium mit bis zu 400 neuen Jobs. Im weiteren Verlauf erwartet man, rund 2.000 Stellen schaffen zu können.
Dass die "Aktion 20.000" von der Regierung noch gar nicht beschlossen wurde (und auf Widerstand innerhalb der ÖVP stößt), lässt Stöger an der Machbarkeit nicht zweifeln: "Die 'Aktion 20.000' ist prinzipiell zwischen den Koalitionsparteien beschlossen." Er räumte zwar ein, dass der Gesetzestext erst "in den nächsten Tage, Wochen, hoffe ich" das Parlament passieren werde, sei sich dessen aber sicher: "Warum? Weil eine Maßnahme, deren Zeit reif ist, niemand verhindern kann."
Kerschbaum sprach von einem "Meilenstein" und einem "wichtigen Puzzlestein in einem System, das ich für gut halte". Gleichzeitig plädierte er für eine "neue Anerkennungskultur" für pflegende Angehörige und trat auch dafür ein, dass man dafür sorgen müsse, dass diese die gebotene Hilfe auch annehmen.