"Flexible Arbeitszeiten bedeuten Chancen für Familienfreundlichkeit", sagte Familienministerin Sophie Karmasin zu Wochenbeginn. Eine Aussage, mit der sie mittlerweile ziemlich alleine ist.

ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm zeigt sich beim Thema Arbeitszeitflexibilisierung wesentlich zurückhaltender als ihre Parteikollegin. Diese wirke "auf den ersten Blick wunderbar", es sei jedoch zu beachten, was dies für Frauen und Kinder bedeute. Schittenhelm sieht im Gespräch mit der APA keine Notwendigkeit für ein Gesetz, gebe es doch bereits die Möglichkeit für Betriebsvereinbarungen.

Wenn bei der Arbeitszeitflexibilisierung von einem Zwölf-Stunden-Tag die Rede ist, sei das zu "hinterfragen": "Ich halte das für bedenklich, im Sinne der Kinderbetreuung", stellte Schittenhelm fest.

Dorothea Schittenhelm, ÖVP-Frauenchefin
Dorothea Schittenhelm, ÖVP-Frauenchefin © APA/GEORG HOCHMUTH

"Ich möchte nicht, dass Eltern gezwungen sind, ihre Kinder von 7 bis 19 Uhr in einer Betreuungseinrichtung abzugeben. Das ist nicht Sinn einer flexibleren Arbeitszeit, wo man eigentlich mehr Zeit für die Familie haben möchte", sah die ÖVP-Frauenchefin auch eine gesellschaftspolitische Komponente.

"Nicht jeder kann es sich richten"

Auch SPÖ-Frauenchefin Gabriele Heinisch-Hosek will bei den Sozialpartnerverhandlungen zur Arbeitszeitflexibilisierung die Familien berücksichtigt wissen. "Wenn ich die Kinderbetreuungssituation nicht vorfinde, brauche ich mir über Flexibilisierung keine Gedanken machen", stellte Heinisch-Hosek fest und appellierte an Karmasin: "Wenn über die Flexibilisierung von Arbeitszeit gesprochen wird, dürfen wir nicht vergessen, dass es sich nicht jeder so richten kann, wie es von der Familienministerin dargestellt wird."

Gabriele Heinisch-Hosek, SPÖ-Frauenchefin
Gabriele Heinisch-Hosek, SPÖ-Frauenchefin © APA/GEORG HOCHMUTH

Dass eine Frau zwei Tage lang zwölf Stunden arbeitet und danach der Mann das gleiche Pensum - dies sei "nicht die reale Lebenswelt, die sollte sich die Familienministerin auch anschauen". Man dürfe nicht davon ausgehen, dass sich Elternteile dies "so locker einteilen" können. Karmasin habe jedoch auch diese Eltern zu vertreten, nicht nur jenen kleinen Teil, "der sich's richten kann", meinte die SPÖ-Frauenchefin.

Heinisch-Hosek sieht hier auch die Bundesländer gefordert, die Mittel für längere Öffnungszeiten ihrer Kinderbetreuungseinrichtungen vom Bund abzuholen: "Es gibt genug Geld vom Bund, das muss aber abgeholt werden." Sie ortet aber auch "gesellschaftliche Hindernisse", denn Frauen würden in ländlichen Gebieten oft noch immer als "schlechte Mutter" angesehen, wenn sie ihre Kinder nicht nur halbtags in die Kinderbetreuung geben.