Leicht tun sich Flüchtlinge in Österreich offenbar nicht. Wie widersprüchlich ihre Eindrücke und Einstellungen unserer Gesellschaft gegenüber ausfallen, zeigt eine Umfrage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, welche 900 Syrer, Afghanen und Iraker in Bezug auf ihre Wertehaltung und Einstellung zur Religion befragt hat. 61 Prozent der Befragten gaben an, religiös zu sein, 45 Prozent bewerten Religionsgemeinschaften als nicht gleichwertig. 90 Prozent der Befragten stimmen demnach zu, dass Demokratie die ideale Staatsform ist, aber 40 Prozent sind der Meinung, dass religiöse Gebote über staatliche Vorschriften zu stellen seien. Laut der Studie bejahen über 80 Prozent der Befragten den Wert der Gleichberechtigung von Mann und Frau, aber gleich viele plädieren für die Befolgung von religiösen Bekleidungsvorschriften in der Öffentlichkeit und 37 Prozent sind für getrennten Schwimmunterricht.
Die Umfrage wurde vergangenen Sommer und Herbst unter rund 900 anerkannten Flüchtlingen durchgeführt, das Sample bestand zu 43 Prozent aus Syrern, 37 Prozent Afghanen und 20 Prozent Irakern, etwas mehr als die Hälfte war zwischen 18 und 30 Jahre alt, 80 Prozent der Befragten waren Männer.
Entstanden ist die Studie im Auftrag des Integrationsressorts. Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) besuchte am Montag gemeinsam mit einer internationalen Regierungsdelegation einen Wertekurs des Integrationsfonds (ÖIF). Kurz sah sich angesichts der Studie in der Notwendigkeit der Wertekurse bestätigt. Die befragten Flüchtlinge hätten viele Werte noch nicht verinnerlicht, was eine "große Herausforderung" darstelle. Kurz machte Richtung SPÖ Druck für sein neues Integrationspaket. "Es ist meiner Meinung nach höchst an der Zeit, dass dieses Gesetz beschlossen wird", forderte er.
Der Spracherwerb und der Einstieg in den Arbeitsmarkt seien entscheidend - es gebe dazu viele Vorschläge, die man "hoffentlich bald im Integrationsgesetz auch beschließen" könne. Dieses enthält unter anderem eine verpflichtende gemeinnützige Beschäftigung für Flüchtlinge (Stichwort Ein-Euro-Jobs), ein Vollverschleierungsverbot und ein Koranverteilungsverbot für Salafisten. Man verhandle derzeit noch mit dem Koalitionspartner, es gebe seitens der SPÖ nach wie vor keine Zustimmung in Sachen Burka-Verbot und gemeinnützige Arbeit, bedauerte Kurz.
Anerkannte Flüchtlinge erreicht man derzeit großteils über AMS-Maßnahmen, in einigen Ländern droht eine Kürzung der Mindestsicherung, wenn kein Wertekurs besucht wird. Die achtstündigen Seminare stehen aber auch Asylwerbern offen. Seit dem Start der Kurse nahmen rund 15.000 Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte und Asylwerber teil. Inhalte sind etwa Grundwerte des Zusammenlebens oder Rechtsstaatlichkeit.