Am Dienstag wurde der Integrationsbericht 2015 offiziell präsentiert - mit 88.340 Asylanträgen verzeichnete Österreich 2015 so viele Asylanträge wie in den letzten fünf Jahren zusammen. Heinz Faßmann, Vorsitzender des Expertenrats für Integration, sprach über 2015 von einem "außergewöhnlichen Jahr", bedeute der Zuwachs doch auch einen Mehrbedarf an Wohnungen, Arbeitsplätzen sowie Ausbildungsplätzen.

"Ein außergewöhnliches Jahr ist verkraftbar", stellte Faßmann fest, viele derartige Jahre würden Österreich jedoch unter Wachstumsstress stellen. Die Obergrenze von 37.500 Asylverfahren sei daher "realpolitisch verständlich", meinte der Vorsitzende des Expertenrats.

Faßmann unterschied zwischen "Standardintegration" sowie jener der Asylberechtigten. Bei ersterer habe sich bereits viel weiterentwickelt, so gebe es etwa ein Aufholen bei der Bildungsbeteiligung. Grundsätzlich appellierte er an die Geduld, denn Integration sei ein langfristiges Vorhaben. Das Integrationsklima habe sich nach dem Vorjahr etwas verbessert und während 2010 31 Prozent der Befragten meinten, die Integration funktioniere "sehr gut" oder "eher gut", waren es 2016 fast 48 Prozent.

Laut dem Expertenrat wurde bereits einiges aus dem Maßnahmenpaket umgesetzt. Faßmann nannte beispielhaft etwa den Ausbau der Sprachkurse und der Kompetenzchecks oder das Anerkennungsgesetz. Die Schaffung von Wohnraum oder die gleichmäßige Verteilung auf die Gemeinden sei hingegen noch offen.

Zum Thema Mindestsicherung stellte Faßmann fest: "Es kann nicht sein, dass die Bundesländer nicht zu einem abgestimmten Verfahren finden." Wenn dies in einem kleinen Land wie Österreich nicht gelinge, wie soll es dann erst in Europa eine gemeinsame Vorgangsweise geben, so der Vorsitzende.

Integrationsbericht - 2015 ein "außergewöhnliches" Jahr

Für Integratoinsminister Sebastian Kurz hängt der Erfolg von Integration von der Zahl der zu Integrierenden ab, der Zustrom nach Österreich müsse daher reduziert werden. Diejenigen Personen, die nun hier sind, müssen integriert werden, so der Minister.

Seiner Meinung nach ist ein Vergleich mit den Gastarbeitern vor Jahrzehnten mit der aktuellen Situation nicht möglich. So habe es damals etwa Bedarf an Arbeitskräften gegeben. Heute hingegen sei es schwierig, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Die Nichtteilhabe sei jedoch ein Problem und könne mitunter zu Radikalisierungstendenzen führen.

"Wir brauchen einen Ruck, um die Menschen möglichst schnell in den Arbeitsmarkt oder eine andere Form der Beschäftigung zu bringen", so Kurz mit Verweis auf die Gemeinnützigkeit. Er wolle daher mit Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) in Kontakt treten. Faßmann fand die deutschen "1-Euro-Jobs gar nicht so schlecht", hierbei handle es sich jedoch um eine politische Frage. Tatsächlich werden diese Jobs immer wieder auch als Behübschung der Arbeitslosenstatistik diskreditiert.