Die heiß diskutierte Militärmusik kann künftig wieder Märsche und den großen Österreichischen Zapfenstreich spielen: Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) nimmt die Reduktion zurück und lässt die Militärmusik quasi auf ihre alte Stärke aufstocken. "Artfremde" Auftritte will Doskozil künftig den Ländern aber in Rechnung stellen, kündigte er bei einem Pressegespräch am Mittwoch an.
Doskozils Vorgänger Gerald Klug (SPÖ) hatte sich mit den Landeshauptmännern angelegt, weil er einen Teil der erforderlichen Einsparungen im Heer auf die Militärmusik abwälzen wollte, indem er sie auf vier Standorte reduziert. Auch der Kompromiss nach dem Aufschrei - die Militärmusik bleibt in allen neun Ländern, aber um gut die Hälfte verkleinert - passte den Landeshauptleuten so gar nicht.
Doskozil bedankte sich am Mittwoch explizit bei den Landeshauptmännern, hätten diese doch das Thema Bundesheer gesamtheitlich beurteilt. Zwar erfüllt Doskozil den Landeshauptleuten mit der Rücknahme der Einsparungen einen großen Wunsch - einen Beitrag wird es aber trotzdem geben müssen, denn der Minister geht nicht davon aus, "dass wir bei irgendwelchen lokalen Weinfesten spielen". "Artfremde Auftritte" will Doskozil den Ländern denn auch künftig über eine Vereinsstruktur verrechnen.
Die Militärmusik sei ab dem ersten Tag seines Amtsantritts als "Causa prima" an ihn herangetragen worden, erzählte Doskozil. Der Minister zeigte dafür auch ein gewisses Verständnis, handle es sich doch um ein "wesentliches Asset" des Bundesheers und des regionalen Kulturgutes. Auch die Rolle als "Werbeträger" hob Doskozil hervor. Viele Grundwehrdiener nutzten ihre Ausbildung später auch, um bei den regionalen Blasmusiken tätig zu sein.
Nach eingehender Diskussion kam Doskozil - der sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger wieder über ein Budgetplus freuen kann - zum Schluss, die Reduktion der Bundesländer-Ensembles auf 20 Soldaten aus dem Vorjahr zurückzunehmen. Bei der Garde in Wien bleibt mit 63 Musikern ohnehin alles beim Alten, die Militärmusiken in den Ländern verfügen künftig aber wieder über 46 Musiker (ein Kapellmeister, 15 Unteroffiziere, 30 Rekruten/Militärpersonen auf Zeit).
Damit erlangt die Militärmusik wieder ihre "volle Spielfähigkeit", wie es im Bundesheer-Deutsch heißt. Er sei froh, dass es zu einem Umdenken gekommen sei, erklärte Clemens Hellsberg, Ex-Vorstand der Wiener Philharmoniker, der den Minister im Rahmen einer Expertengruppe beraten hat. Die Militärmusik sei ein "ganz wichtiges Bindeglied zwischen dem Bundesheer und der Bevölkerung". Auch Militärmusikchef Oberst Bernhard Heher ist naturgemäß "sehr, sehr glücklich". Man könne nun wieder ein Programm spielen, "wie es sich für eine Militärmusik geziemt".
Im Vergleich zum alten Schema vor 2015 gibt es im Grunde einen Unteroffizier pro Bundesland-Kapelle weniger. Dennoch ist das nunmehrige Konzept laut Doskozil um 1,4 Mio. Euro billiger als das historische Modell vor den Einsparungen, das etwa elf bis 13 Mio. Euro gekostet hat.
Denn die Militärmusiker sollen auch zu 40 Prozent ihrer Dienstzeit militärische Tätigkeiten ausüben, also Grundwehrdiener ausbilden oder als "Informationsoffiziere" Werbung fürs Heer machen. Die Grundwehrdiener wiederum haben die Möglichkeit, vom ersten bis zum letzten Tag bei der Militärmusik zu sein und dort auch ihre Grundausbildung zu machen, erklärte Doskozil. Nach dem sechsmonatigen Grundwehrdienst können sie sich für sieben Monate verpflichten. Früher waren das acht Monate, wobei das achte Monat aus dienstrechtlichen Gründen recht teuer war.