Von den 417 abgegebenen Delegiertenstimmen waren lediglich drei ungültig. 414 votierten für Landtagsklubchef Kunasek. Der Parteitag war von großem Selbstbewusstsein geprägt - in Bruck/Mur hatten vor über einem halben Jahr noch 284 stimmberechtigten Delegierte für den Nachfolger von Gerhard Kurzmann gestimmt. Kunasek ist Berufssoldat und lebt in Gössendorf bei Graz.

Die steirische FPÖ will binnen der nächsten drei Jahre die stärkste politische Kraft in der Grünen Mark werden und den Anspruch auf den Landeshauptmann stellen. Das sagte Kunasek in Graz vor rund 700 Delegierten und Besuchern. Kunaseks Wiederwahl als Parteichef - Mitte Oktober 2015 erstmals gekürt - war reine Formsache.

"Wir müssen alles daran setzen, aus eigener Kraft in der Steiermark und Österreich den Landeshauptmann und den Kanzler zu stellen" sagte Kunasek, der im vorigen Herbst offiziell Parteichef Gerhard Kurzmann beerbt hatte. Kurzmann hatte in den schwierigen Jahren seit 2005 die finanziell und organisationsmäßig am Boden liegende Partei geeint und mühsam wieder aufgebaut. Kunsaek präsentierte ein Bild neuer Stärke und neuen Selbstbewusstseins: "Wir stellen über 100 Freiheitliche in Gemeindevorständen, wir haben über 600 Gemeinderäte in den steirischen Gemeindestuben. Und hätte man den Landtag nicht im Frühjahr 2015 gewählt, aufgrund kluger taktischer Überlegung der damaligen Reformpartnerschaft aus SPÖ und ÖVP, hätte es anders ausgesehen. Dennoch haben wir bei der Landtagswahl 2015 mit 26,76 Prozent das beste Ergebnis erreicht". SPÖ und ÖVP treibe man durch "kantige Oppositionspolitik" vor sich her.

Kunasek richtete einen Aufruf an die Funktionäre einen Tag vor der Bundespräsidentenwahl: "Wir haben die Möglichkeit, morgen Geschichte zu schreiben, durch einen, der sich nie verbogen hat. Wir werden die Steiermark auch morgen blau einfärben, und dann geht es um Graz", sagte Kunasek zum Stadtparteichef Mario Eustacchio. Es gehe darum, das System Siegfried Nagl (ÖVP-Bürgermeister, Anm.) aufzubrechen.: "Er wird ein blaues Wunder erleben".

Der vor seiner Wiederwahl stehende steirische Parteiobmann versprach Strache, "in der Steiermark stärkste Partei zu werden. Wir brauchen auch auf Bundesebene diese Veränderung, besser heute als morgen". Die nächste Landtagswahl sei dann "für uns die Mutter aller Schlachten", ganz egal, ob LH Hermann Schützenhöfer (ÖVP) oder LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) noch da oder schon weg seien.

Kunasek widmete sich dann den Themen Arbeitslosigkeit und Gesundheit: "Wir haben 56.000 Menschen ohne Beschäftigung und viele im Arbeitsprozess, die aber kaum ein Ein- und Auskommen haben. Vielen denken sich, ich bin der Gelackmeierte, weil Arbeit sich nicht lohnt. Hier hat die SPÖ über weiteste Strecken versagt, den Ton vorzugeben". Die sektorale Schließung des Arbeitsmarktes für Personen, die nicht aus Österreich seien, müsse ein Thema sein. FPÖ-Anträge im Landtag z. B. zur Einsetzung eines Lehrlingsbeauftragten würden von SPÖ und ÖVP niedergestimmt. Im Gesundheit- und Spitalsbereich stehe "Zusperren und Kahlschlag" bevor. Man wolle und brauche aber hochwertige und flächendeckende Gesundheitsversorgung. Auch in der Pflege müssten z. B. mit dem Lehrberuf Pflege neue Wege gegangen werden.

In Hinblick auf "Zuwanderung und Asylchaos" stellte Kunasek die Frage: "Wie gehen wir damit um, unsere Werte und Kultur zu erhalten? Da haben zuletzt alle von Ex-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und dem Gott sei Dank früheren Kanzler Werner Faymann (SPÖ) alle versagt". In der Steiermark hätten 2015 "invasionsähnliche Zustände geherrscht, als Grenzen überrannt wurden. Ich kann mich gut erinnern, als LH Schützenhöfer mir ausrichtete, dass Zäune und Grenzen nicht das Problem lösen. Die Sinnesänderung glaubt dem Herrn LH nun niemand mehr, da geht der Steirer zum Schmied und nicht zum Schmiedl". Er, Kunasek bewundere jede Frau, die sich in Graz im Dunkeln in den Volksgarten, auf den Jakomini- oder den Lendplatz traut: "Finger weg von unseren Frauen", sagte Kunasek unter Jubel des Saales. Wenn ihr euch nicht anpasst, dann habt ihr hier nichts verloren, gute Heimreise" - die Adressaten waren einem Plakat des Rings Freiheitlicher Jugend zufolge klar. Auf diesem waren vier Frauen in Dirndln zu sehen, darunter der Schriftzug auf Deutsch und Arabisch: "Finger weg. Unseren Frauen sind kein Freiwild".