Die Lehrergewerkschaft fürchtet um die "Leistungsorientierung" an den Schulen, Elternvertreter halten das Gesamtpaket der Ministerin dagegen für einen "gangbaren Weg".Der Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Paul Kimberger, hielt von den Ministeriumsplänen gegenüber der APA "eigentlich nicht besonders viel". "Wenn die Abschaffung der Noten damit begründet wird, dass niemand mehr durchfallen kann in der Volksschule, dann ist das eine absolute Themenverfehlung, weil Durchfallen in der Volksschule ohnehin nicht relevant ist - das sind absolute Einzelfälle."

Die Möglichkeit zur verbalen Beurteilung gebe es bereits lange. Er selbst sei kein Freund davon: "Ich bin einer, der meint, dass man auf die Ziffernnote nicht verzichten soll". Die Entscheidung, ob Ziffernnote oder nicht, sollte laut Kimberger an den Schulstandorten von Lehrern und Eltern getroffen werden. Außerdem werde man bei verbalen Beurteilungen "auch eine Standardisierung brauchen, weil sonst geht uns die Vergleichbarkeit verloren".

Kimberger: "absolute Schnapsidee"

Den Plan, "drei Jahre im Prinzip nicht zu beurteilen" hält Kimberger für eine "absolute Schnapsidee". Damit steige der Druck auf Schüler und Lehrer in der vierten Klasse noch weiter. Außerdem verlangt der Lehrervertreter mehr Personal in Volksschulen, da die Entwicklungsunterschiede der Kinder in dieser Altersgruppe enorm sei. Es brauche zudem mehr Früh-Fördermaßnahmen auch schon im Kindergarten.

Der Vorsitzende des Dachverbands der Pflichtschul-Elternvereine, Christian Morawek, hält eine flächendeckende verbale Beurteilung dagegen für eine "gute Idee". Eine solche erfordere "eine viel intensivere Auseinandersetzung mit dem einzelnen Schüler und den Eltern". Dass sich Eltern gerne an Noten orientieren, weil sie das selbst aus der Schule noch kennen, sei logisch. "Ich glaube aber, dass das im Sinne der Pädagogik überholt ist".

Das Thema Durchfallen in der Volksschule wird für Morawek "hochstilisiert", da es ohnehin kaum passiere. In Einzelfällen - etwa wenn ein Kind erkrankt und deshalb viel verpasst - könnte eine Wiederholung durchaus Sinn machen. Man müsse nämlich vermeiden, das sich ein Kind durch den automatischen Aufstieg überfordert fühlt. Es brauche dafür "individuelle Lösungen", sagte Morawek.