"Krankheiten sind oft vererbt, genetisch bedingt oder durch soziale Faktoren ausgelöst", argumentierte etwa SPÖ-Chef Walter Steidl. Studien würden belegen, dass der Lebensstil nur zu zehn bis 15 Prozent die Gesundheit bzw. die Krankheiten der Menschen beeinflusse. Auch die Frage was gesund sei, sei allen paar Jahren Änderungen unterworfen. "Leben Marathonläufer gesund? Oder brauchen sie aufgrund der Belastung für Knie und Hüfte irgendwann eine Prothese?", schrieb Steidl mit einem Seitenhieb auf den begeisterten Langstrecken-Läufer Stöckl.
"Die unter Schwarz-Blau eingeführte Ambulanzgebühr wurde 2003 vom Verfassungsgerichtshof gekippt. Die Lenkungseffekte der Patienten waren gering, dafür der bürokratische Aufwand enorm", so Steidl weiter. Die Einführung einer Ambulanzgebühr treffe vor allem finanzielle Benachteiligte. Der SPÖ-Chef sprach sich im Gegenzug dafür aus, etwa die Öffnungszeiten im niedergelassenen Bereich auszubauen oder neue Primärversorgungszentren anzubieten.
Ein Bonus-System würde besonders sozial Schwächere benachteiligen, kritisierte auch die Arbeiterkammer. "Wie sollen diese ihr Verhalten ändern, wenn sie gar nicht die Mittel haben, um anders zu essen und zu leben. Sie kommen nie in den Genuss eines Bonus", erklärte der Salzburger AK-Präsident Siegfried Pichler und sprach von einer gesundheitspolitischen Bankrotterklärung. Stöckls Ideen würden nur die soziale Kluft vergrößern und für mehr Ungerechtigkeit sorgen. "Ein Bonus-System würde nur die besser Situierten begünstigen."
Für Pichler müsse die Verhältnisprävention im Vordergrund stehen. "Es gehört verhindert, dass Menschen in Armut leben. Dass sie zu wenig Bildung erfahren. Dass sie zu wenig Informationen und Zugang zum Gesundheitssystem haben." Auch die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) sprach in einer Aussendung von einem nicht durchdachten Vorschlag.
Der Salzburger Gesundheitsreferent Stöckl hatte sich am Montag für ein Bonus-System ähnlich dem Vorbild der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) ausgesprochen. Wer regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilnimmt, soll von der Reduktion der Beiträge profitieren. "Bei vielen Menschen bewirken finanzielle Anreize mehr als Appelle an die Vernunft." Er habe kein Verständnis dafür, dass im Gesundheitsbereich noch viel zu oft die Phrase der Gratis-Versorgung gedroschen werde. In weiten Teilen der Bevölkerung habe sich bereits die Überzeugung durchgesetzt, dass Gesundheit sehr wohl etwas kosten darf. Das zeige unter anderem der starke Zulauf zu Wahlärzten, so Stöckl gestern.