Cybermobbing ist in Österreich allgegenwärtig: Eine im Spätsommer von der OECD veröffentlichte Studie zeigt, dass fast jeder zweite Schüler in Österreich schon einmal gemobbt wurde - womit Österreich trauriger Spitzenreiter dieses Rankings ist. Durch das Internet, sprich soziale Medien wie Facebook oder WhatsApp, wurde dieser Trend verschärft. Das Publikmachen peinlicher Fotos oder Gerüchte wurde durch deren Aufkommen massiv befeuert.
Im Strafgesetzbuch (StGB) jedoch fanden sich Demütigungen im Internet nicht - bis jetzt. Im Zuge der StGB-Reform wurde ein Cybermobbing-Paragraf eingeführt. Bisher musste die Justiz bei Mobbing via Internet auf ähnliche Delikte wie Stalking oder üble Nachrede ausweichen. Seit 1. Jänner 2016 jedoch macht man sich des Cybermobbings strafbar, wenn über das Internet über einen längeren Zeitraum mehrere Menschen an einer Demütigung beteiligt sind. Die maximale Haftstrafe beträgt ein Jahr - führt das Cybermobbing zu einem Selbstmord oder Selbstmordversuch, ist eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren möglich. Auch bei Morddrohungen können drei Jahre Haft ausgesprochen werden.
Weil es im Nachhinein schwer festzustellen sein wird, wer schlussendlich der Urheber der Hänselei ist, stehen die Behörden wohl vor schwierigen Ermittlungsarbeiten. Das Dokumentieren der Beleidigungen via Screenshots gilt für Opfer allenfalls als ratsam, erklären Experten.
Zudem wurden auch bereits bestehende Straftatbestände wie beispielsweise Verhetzung neu definiert und deutlich verschärft. Das Ressort von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) nimmt also Fälle von Hasspostings verstärkt ins Visier. „Gegen schwere Straftaten wie Volksverhetzung oder Aufrufe zu Straftaten über soziale Netzwerke müssen wir konsequent vorgehen", warnt Brandstetter auf der Internetseite des Justizministeriums. "Dafür sind auch die Betreiber der Plattformen verantwortlich, nicht nur die Staatsanwaltschaft und die Polizei. Meinungsfreiheit ist in Europa ein hohes Gut, sie hat aber auch ihre Grenzen." Hasspostings sollen "so früh wie möglich" eingedämmt werden. "Genau aus diesem Grund ist es mir so wichtig, dass soziale Plattformen diese Hassbotschaften aus dem Netz löschen." Eine engere Zusammenarbeit mit den sozialen Medien wie Facebook und Twitter wird angestrebt. Es geht um Aufklärung und Vorbeugung.