Noch wenige Stunden vor Vorliegen der ersten Hochrechnung hätte es keiner mehr gedacht: Michael Häupls SPÖ kann sich mit rund sieben Prozent Vorsprung vor den Freiheitlichen behaupten.

Damit wird Häupl trotz eines Minus von fast fünf Prozent innerhalb der SPÖ zum Superstar, denn auch in den eigenen Reihen hätte angesichts der Polarisierung im Zuge der Flüchtlingskrise kaum jemand mehr auf das Wiener Urgestein gewettet.

Häupl ging seinen eigenen Weg: Er bezog Stellung zur Flüchtlingskrise. Trotz oder gerade wegen Strache. Und er behielt mit dieser Strategie Recht. Es ist anzunehmen, dass er auch innerhalb der Bundes-SPÖ alles daran setzen wird, eine Politik der Ecken und Kanten durchzusetzen. Gegenwind für Bundesparteichef Werner Faymann.

Weiter Rot-Grün

Rot-Grün wird sich wohl behaupten in Wien, und damit geht der Wunsch von Spitzenkandidatin Maria Vassilakou in Erfüllung. Dennoch hat gerade sie sich mit der Festlegung, bei einem Stimmenverlust im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren ihr Amt zurückzulegen, in eine Verlierersituation hineinmanövriert: Zwar könnte es sich mit den Wahlkarten noch ausgehen, dass die Grünen die Mandatsmehrheit halten. Dennoch wird es eine Zitterpartie für Vassilakou persönlich, die aus jetziger Sicht nicht notwendig gewesen wäre.

HC Strache ist der Wahlsieger des Abends, und dennoch am Ziel, Häupl vom Thron zu stürzen, gescheitert. Fehler sieht er natürlich nur bei den anderen, in deren Umgang mit der  freiheitlichen Partei. Eine vorauseilende Erklärung dafür quasi, dass der FPÖ weiterhin der Zugang zu den Futtertrögen der Stadt Wien verwehrt bleiben wird.

Die NEOS jubeln, die ÖVP setzt  ihren Leidensweg fort. Die Frage, wie die Partei der vielen Flügeln eine Linie findet, die auch verträglich ist für den urbanen Raum, wurde mit dieser Wahl nicht gelöst. Die NEOS, die fast genauso viele Mandate haben werden wie die Volkspartei, werden sie daran täglich erinnern.