Mit Beginn des heurigen Studienjahrs müssen angehende Volksschullehrer anstelle eines dreijährigen Bachelorstudiums vier Jahre Bachelor- und ein Jahr Masterstudium absolvieren. Das sieht die "PädagogInnenbildung NEU" vor. Im Sekundarbereich ist die Umstellung erst ab Herbst 2016 verpflichtend - in der Steiermark, Kärnten und dem Burgenland startet man aber schon jetzt damit.
Bisher wurden Lehrer für Volks, Haupt-, Sonder-, Berufs- und Polytechnische Schulen an Pädagogischen Hochschulen (PH) ausgebildet, die Lehrer für AHS und Berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS) an Universitäten. Aufgrund der neuen Vorgaben werden nun nur noch Volksschullehrer ausschließlich an den PH ausgebildet. Bei allen anderen Lehramtsausbildungen sind auf Masterniveau zumindest Kooperationen mit Unis Pflicht.
Bis 2016 muss dann die Gesamtumstellung der Studienarchitektur auch für Sekundarstufenlehrer (Hauptschule/Neue Mittelschule, AHS, BMHS) folgen. Im Zuge dessen verlängert sich an Unis durch die Umstellung auf das Bachelor-/Master-System die Studienzeit zwar nur um ein Semester gegenüber den bisherigen neunsemestrigen Diplomstudien, allerdings werden dort nun verschieden gestaltete Aufnahmeverfahren (die bisher nur an PH vorgesehen waren) eingeführt. Mit diesen haben erste Unis wie etwa die Universität Wien bereits 2014/15 begonnen.
Laut neuem Lehrerdienstrecht dürfen zwar schon Bachelor-Absolventen unterrichten, müssen sich aber verpflichten, innerhalb von fünf Jahren einen Master-Abschluss zu machen. Für das Masterstudium sind zwei bis drei Semester vorgesehen.
Zur Vorbereitung und Umsetzung der "PädagogInnenbildung NEU" arbeiten PH und Unis in vier Verbundregionen zusammen: Die Verbundregion West umfasst Tirol und Vorarlberg, Oberösterreich und Salzburg sind in der Verbundregion Mitte zusammengefasst, die Verbundregion Nordost umfasst Niederösterreich und Wien. In der die PH und Unis aus dem Burgenland, Kärnten und der Steiermark umfassenden Verbundregion Südost hat man sich schon jetzt auf die Ausgestaltung des Umbaus der Ausbildungen im Sekundarbereich geeinigt.
Auch in den anderen Verbundregionen sei man schon sehr weit. Der flächendeckende Start im Herbst 2016 "ist gut auf Schiene", zeigte sich der Vorsitzende des Qualitätssicherungsrates für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung (QSR), Andreas Schnider, im Gespräch mit der APA überzeugt. Der sechsköpfige Rat begleitet die Umsetzung der neuen Ausbildung.
"Das Gesetz und wir als Rat setzen hohe Ansprüche, denn die PädagogInnenbildung muss sich qualitativ weiterentwickeln", so Schnider. Neben der Organisation beobachtet der QSR auch die Personalsituation an den Ausbildungsstätten. Um die neue Lehrerausbildung so umzusetzen, wie vorgesehen, bräuchte es aber mehr qualifizierte Leute als der Markt im deutschsprachigen Raum derzeit hergebe. "Hier sehen wir in den nächsten sieben bis zehn Jahren Entwicklungsbedarf".
Die zuständigen Ministerien würden laut Schnider "höchste Anstrengungen" unternehmen. Das Wissenschaftsministerium investiere beispielsweise 33 Mio. Euro aus den Hochschulraum-Strukturmitteln im kommenden Jahr in Weiterbildungsmaßnahmen. Das Bildungsministerium habe sich bereit erklärt, an den PH neue Dienstposten zu schaffen.
Grundsätzlich könne man sagen, dass es in der Regel an den PH viel professionsorientiertes Wissen etwa im Bereich der Fachdidaktik gebe, während an den Unis das wissenschaftliche Know-how und das jeweilige Fachwissen groß sei. Das sei auch eine logische Konsequenz aus der historischen Entwicklung der Einrichtungen, so Schnider.
Befürchtungen, dass sich die Anzahl der Studenten wegen der längeren Ausbildungsdauer stark reduzieren wird, hätten sich bisher nicht bewahrheitet, obwohl da und dort ein wenig "zögerliches Interesse" zu beobachten sei. Dass die Interessenten-Anzahl "vielleicht etwas kleiner geworden ist, kann auch positiv sein". Denn im Rahmen der Aufnahmeverfahren müssten die Interessenten in sich gehen, um ihre Motivation zum Beruf darzulegen. Diese "kleinere Schwelle könnte die Qualität vielleicht sogar heben", erklärte Schnider. Der Schrecken der verpflichtenden Masterstudien halte sich auch in Grenzen: "Meine Erfahrung zeigt, dass die jungen Leute keine Leistungsverweigerer sind, sondern, genau wie andere Studenten auch, einen Master machen wollen".