Asylkrise: Was am Sonntag geschah:
22:50 Uhr: Kurz deutet im ORF Grenzschließung zu Ungarn an
Außenminister Sebastian Kurz kündigte in der ORF-Sendung "Im Zentrum" am Sonntagabend an, Grenzkontrollen nach deutschem Vorbild "in absoluter Notsituation" einzuführen. Diese Maßnahme soll am kommenden Dienstag bei einem Treffen österreichischer Regierungsvertreter mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in Berlin abgestimmt werden.
In ebenjener Sendung sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer, es werde zu einer Wanderbewegung der Flüchtlinge nach Freilassing zur deutschen Grenze kommen.
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner fordert indes einen Assistenzeinsatz des Bundesheeres an der Grenze zu Ungarn. Dafür braucht es allerdings einen Ministerratsbeschluss. Die Polizeipräsenz an der Grenze wurde demnach bereits erhöht.
21:54 Uhr: Straßensperren an Grenze bei Salzburg aufgebaut
An der deutsch-österreichischen Grenze haben am Sonntag die angekündigten Grenzkontrollen begonnen. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, baute die Polizei am Abend auf der Bundesstraße 20 zwischen dem bayerischen Freilassing und dem österreichischen Salzburg Straßenspeeren auf.
Die Straße war in beiden Richtungen nur noch ein- statt zweispurig befahrbar. Autofahrer wurden kontrolliert. Bereits kurz nach dem Beginn der Kontrollen wurde eine Gruppe von drei aus Syrien stammenden Flüchtlingen, die zu Fuß auf einem Weg neben der Straße die Grenze passieren wollten, gestoppt. Zumindest vorläufig wurden die Menschen an der Weiterreise gehindert.
21:34 Uhr: Stöger: Zugsverkehr rasch wieder herstellen
Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) will rasch wieder "geordnete Verhältnisse" im Zugsverkehr zwischen Österreich und Deutschland hergestellt sehen. Am morgigen Montag müsse die von Deutschland in der Flüchtlingskrise verhängte, vorübergehende Sperre wieder aufgehoben werden, forderte Stöger am Sonntagabend in einer Aussendung.
"In einem ersten Schritt möchte ich zumindest für die österreichische Bevölkerung den Zugreiseverkehr sowie den Güterverkehr nach Deutschland so schnell als möglich wieder herstellen. Morgen, nach Ablauf der Zwölf-Stunden-Frist, muss die Zugsperre auch wieder beendet werden", erklärte der Minister. Er habe mit meinem deutschen Amtskollegen Alexander Dobrindt diesbezüglich Kontakt aufgenommen.
Derzeit würden alle Anstrengungen unternommen Quartiere für die aus Syrien über Ungarn kommenden Flüchtlinge zu finden, um Sie dort mit Wasser, Nahrung und Kleidung versorgen zu können, fügte Stöger hinzu.
21:30 Uhr: Erste Kontrollen an Grenze bei Salzburg
An der deutsch-österreichischen Staatsgrenze haben die deutschen Behörden mit den Grenzkontrollen begonnen. Das meldete ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP aus dem deutschen Grenzort Freilassing.
20:15 Uhr: Merkel stimmte sich mit Hollande ab
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat sich am Sonntagabend mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande über das weitere Vorgehen in der Flüchtlingskrise abgestimmt. Beide seien sich in der Beurteilung der gegenwärtigen Situation einig, teilte eine Regierungssprecherin in Berlin mit.
Deutschland und Frankreich seien übereingekommen, das Sondertreffen der EU-Innen- und Justizminister an diesem Montag gemeinsam vorzubereiten. Die Ressortchefs beraten an diesem Montag in Brüssel über die Verteilung von 120.000 Flüchtlingen. Das Vorhaben, dafür eine feste Quote festzulegen, ist unter den EU-Staaten umstritten.
20:10 Uhr: Umleitung für Korridorzüge über Zell am See
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) leiten Züge, die eigentlich über das "Deutsche Eck" fahren, von Salzburg über Zell am See nach Innsbruck um, da der Zugverkehr von Österreich nach Deutschland auf Ansuchen des Nachbarlands gestoppt ist. "Auch Korridorzüge sind betroffen", bestätigte eine ÖBB-Sprecherin auf APA-Anfrage Sonntagabend. Die Fahrzeit verlängert sich dadurch um etwa 90 Minuten.
20:05 Uhr: Ungarn: Athen "unfähig, seine Grenzen zu schützen
Ungarn will bei der EU-Kommission darauf dringen, dass die Europäische Union Griechenland bei der Kontrolle der Außengrenzen unterstützt. Das sagte der ungarische Außenminister Peter Szijjarto am Sonntagabend in Dunakeszi bei Budapest. Der Minister begrüßte die Entscheidung Deutschlands zur Wiedereinführung von Kontrollen an der österreichischen Grenze. "Wir verstehen diese Entscheidung und sind solidarisch", sagte Szijjarto. Deutschland verteidige damit die europäische Wertordnung. Jedoch reiche dies zur Lösung der Flüchtlingskrise nicht aus, die griechische Ostgrenze bleibe ein Problem.
"Griechenland ist unfähig, seine Grenzen zu schützen", sagte Szijjarto. Damit wiederholte der Minister eine bereits von Ministerpräsident Viktor Orban vertretene Position. Zum Schutz der griechischen Grenze müssten alle EU-Staaten beitragen, sagte Szijjarto. Ungarn sei bereit, dafür Grenzschützer nach Griechenland zu schicken.
Die rechtsnationale ungarische Regierung will demnächst Soldaten an der Grenze zu Serbien einsetzen. Trotz des in Teilen fertigen Grenzzauns ist der Grenzschutz mit den seit Wochen eintreffenden Tausenden Flüchtlingen überfordert. Für den Militäreinsatz fehlt noch grünes Licht vom Parlament. Von Dienstag an gelten in Ungarn schärfere Gesetze für Flüchtlinge. Illegaler Grenzübertritt soll als Straftat gelten und mit Haft oder Abschiebung bestraft werden.
20:00 Uhr: Am Westbahnhof weiter ruhig
Die Betreuung von Flüchtlingen am Wiener Westbahnhof ist Sonntagabend trotz der Nachricht von der deutschen Grenzschließung unverändert weitergegangen. Der Eisenbahnregelbetrieb bis Salzburg laufe, hieß es seitens ÖBB und Caritas gegenüber der APA. Es herrschte Ruhe. Menschen lagerten im und um den Bahnhof, der Transport in Notquartiere lief weiter.
Züge Richtung Westen fuhren ab, viele Flüchtlinge waren darin aber nicht zu erkennen. Dies sei aber kein Unterschied zu den Tagen zuvor und hänge davon ab, wie voll besetzt die Züge seien, wurde betont. Wie viele Menschen am Sonntag noch eintreffen könnten, wagte niemand zu prognostizieren. Geplante Busse aus Nickelsdorf fuhren direkt in die Quartiere, so ein ÖBB-Verantwortlicher.
19:50 Uhr: Einsatzstab tagte - Weitere Vorgehensweise unklar
Nach der Ankündigung Deutschlands, Grenzkontrollen einzuführen, war vorerst unklar, welche Konsequenzen dies für die Versorgung der Flüchtlinge in Österreich hat. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) selbst gab an, man könne den "Rückstau" aufgrund des Zulaufs aus Ungarn nicht absehen. Am Sonntagabend war vorerst nicht einmal in Erfahrung zu bringen, wie viele Flüchtlinge derzeit in Österreich sind. Zahlen zum Bedarf an Notquartieren gab es ebenso wenig wie Prognosen, wie viele Flüchtlinge in den kommenden Tagen nach Österreich kommen könnten, ohne nach Deutschland weiterzureisen. Der Einsatzstab trag am Sonntagabend zusammen. Details gab es vorerst keine. Der Sprecher des Innenressorts verwies überhaupt an das Bundeskanzleramt - dieses sei im Krisenfall für die Gesamtkoordination verantwortlich.
19:45 Uhr: Nur Züge nach Deutschland betroffen
Der Bahnverkehr von Österreich nach Deutschland ist bis Montag um 6.00 Uhr eingestellt. In der Gegenrichtung fahren jedoch weiterhin Züge, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) am Sonntagabend sagte. Sie korrigierte damit vorherige Angaben, wonach der Zugverkehr in beide Richtungen unterbrochen sei.
19:00 Uhr: Treffen zwischen Merkel und Faymann
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) wäre am liebsten, wenn die Kontrollen Deutschlands "nicht am Rücken von Asylwerbern ausgetragen und humanitär ausgeführt werden. Ich gehe davon aus, dass das die deutsche Kanzlerin auch so sieht", sagte er am Sonntag. Die beiden Staatschefs haben am Sonntag viermal lange telefoniert. Für Dienstagmittag ist ein Treffen von Angela Merkel und Faymann in Berlin anberaumt.
Auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) sowie der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere werden teilnehmen. Faymann betonte, dass Deutschland das Asylrecht weiterhin ernst nehme, es gehe um ein Signal. "Menschen werden in gewissen Stichproben kontrolliert. Das gibt ein gewisses Signal an die Schlepper, darf aber das Asylrecht nicht beeinträchtigen", erklärte der Kanzler.
Zudem gehe es darum, Menschen aus von Österreich bereits als sicher eingestuften Herkunftsländern auch in Deutschland keine falschen Hoffnungen zu machen. Es solle jedenfalls zu keinem Chaos und zu keinem so großen Rückstau kommen, dass die Versorgung in Österreich nicht mehr zu bewältigen sei, so Faymann. Wichtig sei es daher, die Kooperation mit Deutschland weiterhin eng zu halten. In das Vorgehen des Nachbarn sei man eingebunden worden - wenn auch mit wenig Vorlauf.
Auch der Vizekanzler äußerte ein "bestimmtes Verständnis dafür, dass ein Signal gesendet wird". Das sei nötig, um klar zu machen, dass ein unbeschränkter und unstrukturierter Zugang nicht mehr möglich sei, meinte er. Das betreffe natürlich auch Österreich, weshalb man die Kontrollen an der ungarischen Grenze aufrechterhalten wolle. Wie bereits angekündigt, sollen diese Kontrollen - wenn es die Kapazitäten erlauben - verstärkt werden. Auch mit Kroatien und Slowenien sei eine Koordination in den nächsten Tagen notwendig.
18:48 Uhr: Lage am Salzburger Bahnhof vorerst ruhig
Am Bahnhof in Salzburg ist die Lage nach der Schließung der Grenzen vorerst ruhig gewesen. Gegen 18.30 Uhr wurde allerdings ein Zug mit 650 Flüchtlingen erwartet. Sie werden laut Einsatzleitung die Notquartiere in der Bahnhofsgarage beziehen. Ob noch weitere Züge nach Salzburg kommen, war zunächst unklar.
Am Bahnhof wurde durchgesagt, dass die Züge nicht mehr nach Deutschland fahren. Auch auf den Bildschirmen waren entsprechende Informationen zu lesen.
18:47 Uhr: Tschechien verstärkt Kontrollen an Grenze zu Österreich
Tschechien reagiert auf die Wiedereinführung der Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Österreich. "Die tschechische Polizei verstärkt ihre Kontrollen an der Grenze zu Österreich", sagte Innenminister Milan Chovanec am Sonntag im Sender CT24. Das weitere Vorgehen sei davon abhängig, wie viele Flüchtlinge auf die Route über Tschechien auszuweichen versuchten.
Zuvor hatte Tschechiens Regierungschef Bohuslav Sobotka eine EU-weite Quotenregelung zur Verteilung der Flüchtlinge erneut abgelehnt. Auch die Slowakei will beim EU-Sondertreffen der Innenminister am Montag gegen eine verbindliche Flüchtlingsquote stimmen. Sollte dies beschlossen werden, werde er ein Veto einlegen, sagte Innenminister Robert Kalinak am Sonntag.
18:45 Uhr: Orban begrüßt deutsche Grenzkontrollen
Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat die Ankündigung Deutschlands, vorläufig wieder Grenzkontrollen einzuführen, ausdrücklich begrüßt. "Wir haben großes Verständnis für Deutschlands Entscheidung und erklären unsere volle Solidarität", sagte Orban gegenüber "Bild" (Montagausgabe).
18:30 Uhr: Seehofer will EU-Außengrenzen absichern
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat eben erklärt, dass von der deutschen Regierungskoalition bereits am Samstag ein einstimmiger Beschluss gefasst worden sei, Grenzkontrollen vorübergehend wieder einzuführen. Es handle sich dabei um "ein wichtiges Signal" für Deutschland und den Rest der Welt, betonte er.
Die EU müsse zudem Schengenstaaten wie Ungarn unterstützen und "nicht dämonisieren", so der CSU-Politiker. Der anberaumte Asylgipfel der Regierung soll bereits kommende Woche stattfinden. Seehofer fordert zudem mehr Geld vom Bund und zusätzliche Investitionen in Wohnungsbau.
Für den Zeitpunkt des Oktoberfestes soll München entlastet werden. Konkrete Angaben dazu macht Seehofer nicht. Auch eine angedachte Zwangsvermietung von leerstehenden Gebäuden will er nicht tolerieren und nennt stattdessen öffentliche und kirchliche Einrichtungen als Alternativen.
Bayern will die Rückführung von Asylbewerbern ohne Bleiberecht forcieren sowie die Integrationbemühungen nächste Woche massiv verstärken. Seehofer unterstreicht zudem die Rolle Russlands in der Asylkrise: "Ohne Russland wird dieses Problem nicht zu lösen sein."
18:20 Uhr: Keine durchgehenden Kontrollen an Grenze zu Ungarn
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat am Sonntag nach einer kurzfristig einberufenen Sitzung der Flüchtlingstaskforce der Regierung erklärt, dass es trotz der deutschen Maßnahmen keine zusätzlichen Kontrollen an der Grenze zu Ungarn geben werde. Man könne jedoch nicht abschätzen, wie sich die Kontrollen der Deutschen auf die Situation in Österreich auswirken werde.
Die bereits bestehenden stichprobenartigen Kontrollen an der ungarischen Grenze werden fortgeführt, so Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Man könne zur Stunde allerdings noch nicht sagen, wie sich die verstärkten Grenzkontrollen Deutschlands aussehen und wie sie sich auf Österreich auswirken werden, meinte Faymann: "Wir können nicht vorhersehen, wie der Rückstau ausschaut."
17:45 Uhr: Grenzkontrollen in Deutschland
Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière hat die vorübergehende Einführung von Grenzkontrollen angekündigt. Das sei auch aus Sicherheitsgründen nötig, sagte de Maizière am Sonntag in Berlin. Man habe bei der Maßnahme Österreich konsultiert.
De Maiziere pochte auf die Einhaltung des zuletzt umstrittenen Dublin-Asylsystems. Die Dublin-Regeln "gelten unverändert fort", betonte der konservative Innenminister. "Nach geltendem Recht ist Deutschland für den größten Teil der Schutzsuchenden nicht zuständig." Dies gelte auch nach Einführung eines EU-weiten "Verteilsystems" für Flüchtlinge.
Bei der Beratung der EU-Innenminister am morgigen Montag soll die Hilfe in den Flüchtlingsländern im arabischen Raum im Vordergrund stehen, um die Flüchtlingsströme unter Kontrolle zu bringen.
17:30 Uhr - Faymann gibt Erklärung ab
Bundeskanzler Faymann wird im Anschluss an die seit 16 Uhr laufende Krisensitzung der Bundesregierung in Kürze eine öffentliche Erklärung abgeben. Wir berichten live.
17:26 Uhr: Zustrom in Nickelsdorf ungebrochen
Im nordburgenländischen Nickelsdorf, wo seit Tagen der Hauptstrom der Flüchtlinge via Ungarn nach Österreich kommt, harrten die Verantwortlichen der Entscheidungen, die wohl in der aktuell laufenden Krisensitzung Sonntagnachmittag getroffen werden. "Wir sind noch dabei, die bisherige Strategie zu verfolgen", sagte Helmut Marban, Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland, der APA.
Vom Stopp des Zugverkehrs nach Deutschland hatten die Behördenvertreter an Ort und Stelle von Medien verfahren. Unter den Flüchtlingen selbst gab es zunächst laut Marban keine Unruhe. 8.000 Menschen seien allein am Sonntag bisher in Nickelsdorf über die Grenze gekommen, 10.000 dürften es insgesamt werden.
"Bis anderslautende Direktiven aus Wien kommen, fahren wir fort wie bisher", sagte Marban. "Wir harren der Dinge, was diese Entwicklung zu bedeuten hat." Es sei eine schwierige Situation, vorerst könne man nur abwarten. Eines wollte der Polizeisprecher ausschließen: "Die Menschen werden sicher nicht mit Gewalt nach Ungarn zurückgebracht. Diese Bilder wollen wir nicht haben."
17:00 Uhr: Zugverkehr eingestellt!
Der Zugverkehr von Österreich nach Deutschland ist am Sonntagnachmittag auf Ersuchen von Deutschland gegen 17.00 Uhr eingestellt worden. Das gaben die ÖBB bekannt. Welche Verbindungen genau betroffen waren, war vorerst unklar. Es waren auch noch Züge nach Deutschland auf Schiene.
Zuvor habe es ein Gespräch zwischen dem deutschen Bahnchef Rüdiger Grube und ÖBB-Chef Christian Kern gegeben. Über das weitere Vorgehen werde noch beraten. Zur Zeit befinden sich 1.800 Flüchtlinge und reguläre Passagiere in Zügen Richtung Deutschland.
16:33 Uhr: Zeitung: Deutschland stoppt Bahnverkehr nach Österreich
Laut "Passauer Neue Presse" stoppt die deutsche Bundesregierung den Zugverkehr von und nach Österreich. Eine Bestätigung von offizieller Seite in Österreich oder Deutschland lag zunächst nicht vor.
16:14 Uhr: Berichte: Deutschland schließt Grenze zu Österreich
Laut Berichten der Onlineausgabe der deutschen "Bild"-Zeitung soll Deutschland wieder Grenzkontrollen einführen. Vorerst soll lediglich die Grenze des vom Flüchtlingsstrom schwer überforderten Bayern zu Österreich geschlossen werden. Weil aber eine offizielle Schließung innerhalb des Schengen-Raumes nicht rechtens wäre, sollen deutsche Polizisten knapp nach der Grenze Fahndungen durchführen. Für den Einsatz an der Grenze soll der Bund laut "Bild" 2.100 Polizisten in den Freistaat Bayern schicken.
Außerdem wolle man mit Kontrollen im grenznahen Bereich auch zu Tschechien und Polen beginnen, um eine Umgehung der Grenzkontrollen zu Österreich zu verhindern, heißt es in dem Blatt. Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere kündigte für 17:30 Uhr eine Erklärung an. Der Schengen-Grenzkodex sieht die Möglichkeit vor, "im Falle einer schwerwiegenden Bedrohung der öffentlichen Ordnung oder inneren Sicherheit", temporär wieder Grenzkontrollen einzuführen. Diese Maßnahme ist auf 30 Tage begrenzt oder solange die Bedrohung andauert, die EU-Kommission sowie die anderen EU-Staaten müssen informiert werden.
15:55 Uhr: Bundeskanzleramt dementiert Berichte über deutsche Grenzschließung
Eine Sprecherin von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat am Sonntag zurückgewiesen, dass Deutschland die Grenzen für Flüchtlinge völlig dicht machen könnte. "Davon war nie die Rede", sagte sie. Es war aber keine Einschätzung zu erhalten, was die angekündigten Maßnahmen - laut Bundeskanzleramt will Deutschland "zur Normalität zurückkehren" - für den Flüchtlingstransit bedeuten könnte.
Faymann und seine deutsche Amtskollegin Angela Merkel hatten am Sonntag Kontakt, bestätigte seine Sprecherin. Sie widerspricht aber der Darstellung, dass Deutschland zu einem bestimmten Zeitpunkt und abrupt Grenzkontrollen einführen und einreisewillige Flüchtlinge abweisen könnte. "Wir haben immer gesagt, das geht schrittweise. Das geht nicht von heute auf morgen." Merkel selbst habe wiederholt erklärt, es dürfe zu keinem Chaos kommen.
15:00 Uhr: Berlin plant Kontrollen an der Grenze
Nach übereinstimmenden Berichten der Online-Ausgaben der Tageszeitungen "Krone" und "Presse" von heute, Sonntag, Nachmittag plant die deutsche Regierung angesichts des wachsenden Zustroms an Flüchtlingen die Einführung von Kontrollen im Grenzbereich zu Österreich. Das Kanzleramt in Wien sei darüber informiert worden, hieß es auf "www.krone.at". Die Kontrollen könnten schon heute, Sonntag, am Abend beginnen, berichtet die "diepresse.com" unter Berufung auf Regierungskreise.
14:05 Uhr: Tschechischer Premier sieht keinen Grund zu Solidarität
Der tschechische Premier Bohuslav Sobotka hat am Sonntag das Argument von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zurückgewiesen, wonach der Westen Emigranten aus Ungarn nach 1956 und aus der Tschechoslowakei nach 1968 aufgenommen habe, sodass Budapest und Prag jetzt solidarisch mit den Flüchtlingen sein sollten. In einer Mittags-Debatte im Tschechischen Fernsehen sagte Sobotka, die westlichen Länder hätten damals die Emigranten freiwillig aufgenommen. "Sie haben sie nicht aufgrund irgendeiner Entscheidung und Quoten aufgenommen", betonte der Regierungschef.
13:50 Uhr: 10.000 Flüchtlinge in Nickelsdorf erwartet
Der Grenzübergang in Nickelsdorf im Burgenland steuert auf eine neue Rekordzahl an Flüchtlingen aus Ungarn zu. "Wir erwarten bis zu 10.000 Personen", sagte Polizeisprecher Helmut Marban. Bis Mittag waren bereits rund 4.000 Migranten angekommen. Die Situation sei aber unter Kontrolle. Der erhöhte Zustrom dürfte damit zusammenhängen, dass sich die Gesetzeslage ab Dienstag in Ungarn verschärfen wird. Neben den regulären Zügen kamen in Hegyeshalom auch ungarische Sonderzüge mit bis zu 1.000 Personen an.
12:55 Uhr: Deutscher Verkehrsminister überlegt Grenzkontrollen
Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt sieht sein Land bei der Aufnahme von Flüchtlingen am Limit. "Die Grenzen der Belastbarkeit sind erreicht, dieses Signal muss unmissverständlich ausgesendet werden", erklärte er am Sonntag in Berlin. "Wir werden lange brauchen, um die bereits bestehende schwierige Lage zu ordnen. Jetzt sind wirksame Maßnahmen nötig, um den Zustrom zu stoppen."
Am Hauptbahnhof in München sind nach Polizeiangaben allein am Samstag 12.200 Flüchtlinge eingetroffen. Seit Mitternacht seien noch einmal 750 Menschen hinzugekommen, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion München am Sonntag. Es sei "ganz klar, dass wir an die äußerste Grenze unserer Kapazitäten gelangt sind".
11:55 Uhr: Abgeriegelte Ungarn-Grenze wird Zustrom nicht bremsen
Eine geschlossene Grenze zwischen Ungarn und Serbien wird vor allem kurzfristig kaum Auswirkungen auf den Flüchtlingsstrom haben. "Die Schlepper werden alternative Routen wählen", sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt, gegenüber der APA. Durch eine geschlossene Grenze würde in Nordserbien lediglich kurzfristig ein Aufstau mit ratlosen Flüchtlingen entstehen. "Für Schlepper ist das das beste Geschäft", sagte Tatzgern am Sonntag. Der Flüchtlingsstrom dürfte dann rasch neue Routen finden.
Die wahrscheinlichste Variante läuft von Belgrad ins EU-Land Kroatien entlang der wichtigen europäischen Eisenbahnstrecke München-Istanbul oder Athen. Die Entfernung von der serbischen Hauptstadt zum Grenzübergang Batrovci (Serbien)/Bajakovo (Kroatien) beträgt 110 Kilometer. Von dort ginge es weiter nach Zagreb und über Slowenien nach Kärnten oder in die Steiermark. Weniger attraktive, weil umständlichere Routen sind Mazedonien-Kosovo-Bosnien-Kroatien, Serbien-Bosnien-Kroatien oder von Nordgriechenland über Albanien und die Adria nach Süditalien. Es ist auch denkbar, dass die Schlepper versuchen werden, die offene Schengen-Grenze zwischen Rumänien und Ungarn zu überqueren. Laut Tatzgern ist dies aber nicht sehr wahrscheinlich, da Ungarn auch diese Grenze wohl verstärkt kontrollieren wird.
11:47 Uhr: Heute über 4.000 Aufgriffe in Röszke
An der ungarisch-serbischen Grenze bei Röszke ist am Samstag mit 4.079 Flüchtlingen eine Rekordzahl an illegalen Migranten aufgegriffen worden, darunter 1.026 Kinder. In ganz Ungarn betrug die Zahl 4.330, wie die Ungarische Nachrichtenagentur MTI am Sonntag berichtete. Die Flüchtlinge bei Röszke treffen über die Bahngleise in Ungarn ein.
11:30 Uhr: Keine Kommunikation mit Ungarn
Die Organisation von Versorgung und Transport der Flüchtlinge in Nickelsdorf verläuft zwar routiniert - allerdings herrsche seit Samstagabend wieder "faktische Null-Kommunikation" mit den ungarischen Behörden, wie der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, am Sonntag der APA sagte. Das fordere von allen eingesetzten Organisationen "ein Mehr an Flexibilität".
10:59 Uhr: 1.500 Flüchtlinge in Nickelsdorf angekommen
Am Grenzübergang Nickelsdorf im Burgenland sind seit 7.00 Uhr wieder Flüchtlinge aus Ungarn angekommen. "Derzeit sind es 1.500" sagte Polizeisprecher Helmut Marban. Die Behörden rechneten für Sonntag erneut mit zwischen 6.000 und 8.000 Migranten in Nickelsdorf. Die Personen würden im Stundentakt in Zügen in Hegyeshalom ankommen und dann zu Fuß die Grenze überqueren. Am Hauptbahnhof in München sind indes nach Polizeiangaben allein am Samstag 12.200 Flüchtlinge eingetroffen.
9.50 Uhr: Rotes Kreuz fordert rechtzeitige Quartier-Planung
Das Rote Kreuz möchte rasch wissen, wo auf Basis des neuen Durchgriffsrechts Asylunterkünfte entstehen werden. Werde man mit der Betreuung von Großquartieren beauftragt, müsse man ja möglichst bald mit der Personalplanung beginnen, sagte Generaldirektor Werner Kerschbaum. Immerhin gebe es bereits einen Entwurf für eine Rahmenvereinbarung mit dem Bund, sieht er aber die Dinge im Werden. Ab Oktober soll es dem Bund möglich sein, eigenständig Unterkünfte für Asylwerber zu errichten.
9.10 Uhr: Pro Asyl warnt vor "Internierungslagern" an EU-Grenzen
Vor dem morgigen Sondertreffen der EU-Innenminister zur Flüchtlingskrise hat die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl davor gewarnt, "riesige Internierungslager" an den Außengrenzen der EU einzurichten. Das Konzept der EU-Kommission zu sogenannten Brennpunkt-Zentren in stark belasteten Ankunftsländern werde dazu führen, "dass Zehntausende eingesperrt werden".
Das sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt der Nachrichtenagentur AFP. Ein solches Vorgehen sei "eine grobe Verletzung der Menschenrechte" und werde nur dazu führen, dass weiter Tausende versuchen würden, über illegale Wege nach Europa zu kommen.
8.25 Uhr: Merkel überrumpelte Bundesländer mit Einreiseerlaubnis
In der Flüchtlingspolitik in Deutschland gibt es parteiübergreifend Kritik an Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Mehrere Landesinnenminister hätten in vertraulichen Telefonkonferenzen bemängelt, dass die Länder von Merkels großzügiger Einreiseerlaubnis für Flüchtlinge ohne jede Abstimmung "überrumpelt" worden seien, berichtet die "Welt am Sonntag" im Voraus.
8.10 Uhr: Ärzte warnen vor Krankheitsgefahr in ungarischem Lager Röszke
Ärzte im ungarischen Flüchtlingslager Röszke an der Grenze zu Serbien haben vor einer Ausbreitung von Krankheiten in dem Camp gewarnt. "Wenn es kein fließendes Wasser und keine Waschmöglichkeiten gibt und Menschen mit ansteckenden Krankheiten ankommen, dann ist das ein Problem," sagte Teresa Sancristobal, Chefin des örtlichen Teams der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen am Samstag in Röszke.
Freiwillige Helfer beklagen zudem eine hohe Luftverschmutzung durch den Gebrauch vieler Dieselgeneratoren. Im Einsatz in Röszke ist unter anderem die Leiterin des AAI (Afro Asiatisches Institut) Claudia Unger.
7.50 Uhr: Schweden überraschend bisher eher Transitland
Unerwarteter Trend: Während man bisher davon ausgegangen war, dass die zu Hunderten aus Dänemark ankommenden, vermutlich zum Großteil aus Syrien und aus dem Irak stammenden Menschen in Schweden um Asyl ansuchen werden, haben die meisten von ihnen offenbar Norwegen und Finnland als Ziel vor Augen.
Die schwedische Einwanderungsbehörde "Migrationsverket" zeigte sich über das Phänomen überrascht: "Wir können derzeit nicht viel darüber sagen", hieß es gestern. Jedenfalls hätten bisher nur wenige der Ankommenden in Schweden Asyl beantragt.
7 Uhr: Bis zu 500 Personen aktuell in Nickelsdorf erwartet
In Nickelsdorf werden aktuell 400 bis 500 Flüchtlinge erwartet, die die Grenze zu Fuß überqueren werden, nachdem sie zuvor mit dem Zug in Ungarn angekommen sind.
Seit Mitternacht waren keine Flüchtlinge mehr in Nickelsdorf eingetroffen. Die Nacht war ruhig verlaufen. Um 06:00 Uhr hielten sich 30 bis 40 Flüchtlinge in Nickelsdorf auf, so die Polizei. Die Polizei schätzt, dass tagsüber ähnlich viele Flüchtlinge wie in den Vortagen in Nickelsdorf ankommen werden.
1 Uhr: Ungarn gewährte lediglich 300 Mal Schutzstatus
Trotz hoher Flüchtlingszahlen, werden in Ungarn kaum Asylverfahren abgeschlossen, weil der überwiegende Großteil der Menschen das Land vor deren Bearbeitung wieder verlässt. Dies geht aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung von Innenminister Sandor Pinter hervor, aus der das Nachrichtenportal hvg.hu am Samstag zitierte.
24 Uhr: Tausende neue Flüchtlinge in München
In Deutschland treffen weiterhin Tausende Flüchtlinge ein. Die Stadt München ruft um Hilfe, da die Schlafplätze auszugehen drohen. Nachdem vergangene Woche 40.000 Migranten eingetroffen waren, wurden bis gestern Abend weitere 13.000 Menschen erwartet. Oberbürgermeister Dieter Reiter appellierte an Kanzlerin Angela Merkel und die anderen Bundesländer, München und die Region nicht allein zu lassen.
23 Uhr: Schlauchboote verkauft, Honorarkonsulin suspendiert
Das französische Außenministerium hat eine Honorarkonsulin in der Türkei suspendiert, weil sie Schlauchboote an Flüchtlinge verkauft hat. Eine Reportage des französischen Fernsehsenders France 2 hatte am Freitag enthüllt, dass die Französin in Bodrum Schlauchboote und Schwimmwesten an Flüchtlinge verkaufte.
Ihr Geschäft betrieb sie demnach nicht weit von dem Strand, an dem das Foto des ertrunkenen Flüchtlingskindes Aylan entstand. Reporter des Senders filmten ein Interview mit der Frau mit versteckter Kamera. Sie gab darin offen zu, sich am Geschäft von Schleppern zu beteiligen. "Ja, wir machen uns mitschuldig." Wenn sie die Boote nicht verkaufen würde, täten es andere, sagte sie den Reportern. Auch der Bürgermeister, der Präfekt und der Hafenmeister würden sich an den Geschäften beteiligen.
22 Uhr: 6.600 Flüchtlinge in Nickelsdorf
An der österreichisch-ungarischen Grenze in Nickelsdorf sind am Samstag mehr Flüchtlinge angekommen, als erwartet. Seit Mitternacht hätten rund 6.600 Menschen die Grenze überquert, sagte Polizeisprecher Helmut Marban am Abend. In der Nacht rechne er mit "Tausenden" weiteren Flüchtlingen: "Es können schon 3.000 bis 5.000 sein."