"Es wird zwar gesprochen von Informationen an die Eltern - dieser sensible Bereich kann aber nur mit engster Kooperation gelingen", betonte Kimberger. "Für die Lehrer ist das auch eine Schutzmaßnahme, weil das so ein heikler Bereich ist mit Ansichten über die ganze Bandbreite, der noch dazu Brisanz bekommt durch unterschiedliche Kulturen und Religionen." Die Lehrer dürften dabei nicht Schwierigkeiten ausgesetzt werden. Er habe aber großes Vertrauen in die Pädagogen, die schon bisher das Thema "in eine guten Art und Weise behandelt" hätten: "Daran wird sich nix ändern."
In einem Punkt sei der Erlass außerdem "nicht modern und zeitgemäß genug", meinte Kimberger: Die Frage der Digitalisierung mit Themen wie Pornografie im Internet, Social Networks, eng verbunden mit Mobbing und Internetkriminalität, fehle. "Das ist ein Problem, das vom Gesetzgeber angegangen werden muss." Dieses Thema spiele zwar bei der Sexualerziehung nur am Rande herein, werde die Schule in den nächsten Jahren aber noch stärker beschäftigen als derzeit ohnehin schon. "Da hätte ich mir eine Grundlage gewünscht, weil das können weder Eltern noch Lehrer allein unter Kontrolle halten."
Der Katholische Familienverband anerkennt zwar die stärkere Einbeziehung der Eltern gegenüber dem Entwurf. Bedenklich sei aber auch die fehlende Wertorientierung: "Liebe, Verantwortung und Familie sind - wenn es um Sexualpädagogik geht - nicht die einzigen, aber doch zentrale Werte. Verantwortlichkeit verkommt in dem Erlass zur Beliebigkeit", wiederholte der Verband seine Stellungnahme zum Entwurf. "'Liebe' und 'Familie' als Begriffe kommen nach wie vor nicht vor, das ist falsch", so Präsident Alfred Trendl in einer Aussendung.
Auch die ÖVP besteht auf eine Einbindung der Eltern "in jeder Phase": "Sexualerziehung ist und bleibt ein primäres Elternrecht, das nicht beschnitten werden darf. Daher gehen wir davon aus, dass Unterrichtsmittel und -inhalte den Eltern zeitgerecht vorgestellt und ausreichend diskutiert werden", so Bildungssprecherin Brigitte Jank in einer Aussendung. Klar begrüßt wird der Erlass von der Bundesjugendvertretung und der SPÖ.