64 Prozent der rund 1.000 Umfrageteilnehmer waren "sehr" oder "ziemlich" dafür, dass Österreich Asyl gewährt. Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger appelliert folglich an die österreichischen Ortschefs, beherzter bei der Flüchtlingsunterbringung vorzugehen. "Zwei Drittel der Gemeinden haben keinem einzigen Flüchtling Herberge gegeben", sagte er. Dabei zeige die Erfahrung der Volkshilfe, dass die Bevölkerung auf Quartiere für Schutzsuchende mit einer "Welle von Solidarität" reagiere. Kein Grund zum Fürchten also für die Lokalpolitik, meint die NGO.
Fenninger und Christian Schörkhuber, Geschäftsführer der Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung in Oberösterreich, rückten überdies einmal mehr die Situation unbegleiteter Minderjähriger ins Zentrum, zumal überproportional viele in Großquartieren untergebracht seien. "Sie vegetieren in diesen Lagern" und würden dort noch stärker traumatisiert, so Schörkhuber. Er fordert eine sofortige Übernahme der Betreuung durch die Kinder- und Jugendhilfe. Und die Tagsätze für Kinder- und Jugendbetreuung im Asylbereich müssten erhöht werden, denn mit dem derzeit gewährten Geld sei es "einfach nicht zu schaffen". In der Umfrage sprachen sich 58 Prozent dafür aus, minderjährigen Flüchtlingen die gleiche Versorgung zu gewähren wie "für alle anderen Kinder in Österreich".
Weitere Ergebnisse des Volkshilfe-"Sozialbarometers", das auf Face-to-Face-Interviews im April basiert: Knapp die Hälfte tritt dafür ein, dass die Asyl-Rechtsberatung von NGOs durchgeführt wird (was naturgemäß auch der Volkshilfe ein Anliegen ist); in der Frage, ob Flüchtlinge die "gleichen Rechte und Hilfeleistungen" wie andere in Österreich lebende Ausländer, waren die Befragten geteilter Meinung (47 pro, 45 kontra). Ähnlich das Bild bei der Beurteilung wirtschaftlicher Umstände als Fluchtgründe und ob diese stärker bei der Anerkennung berücksichtigt werden sollen.
Von der Politik fordert die Volkshilfe einen "sofortigen" Abbau der Zeltstädte (Fenniger: "eine Schande") sowie die Behebung der "Missstände" im Aufnahmelager Traiskirchen. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) komme ihrer Verantwortung nicht ausreichend nach, kritisierten Fenninger und Schörkhuber. Letzterer rügte auch die oberösterreichische Landespolitik: Es sei "unverständlich, dass in Zeichen von Wahlkämpfen die Feigheit Einzug hält".