Es war zu erwarten. Denn Vorladungen als Zeuge in den U-Ausschuss, der eine bereite Themenpalette auf Korruption abklopfen sollte, sind unangenehm. Nicht nur wegen der inquisitorischen Fragen etwa eines Peter Pilz oder Stefan Petzner. Sondern auch wegen der dort herrschenden und mit saftigen Strafen eingeforderten Wahrheitspflicht.
Doch für den Rest-Ausschuss hat die Regierung in der Vorwoche ein breites Scheunentor für die Zeugenflucht geöffnet. Seit klar ist, dass der Ausschuss rasch enden muss, gilt für vorgeladene Zeugen die Devise - rette sich wer kann.
In der Praxis schaut das so aus: Heute hätten zur Inseratenaffäre vier Herren befragt werden sollen. Doch nur ein Einziger, Thomas Landgraf, der Pressesprecher des damaligen Verkehrsministers und Auslösers der Affäre, Werner Faymann, kommt wirklich.
"Ernteeinsatz" statt Aussage
Einer entschuldigt sein Fernbleiben besonders wortreich: Der ehemalige FPÖ-Verkehrsminister Mathias Reichhold, später im Sold der für Faymann dienstbaren Straßenbaugesellschaft Asfinag, erklärt via Anwalt seine Absenz damit, dass er "für absehbare Zeit, zumindest in den nächsten Wochen" wegen seines "beruflich bedingten Ernteeinsatzes" zu Hause unabkömmlich sei. Zwischen den Zeilen lässt er anklingen, auf eine Politikerpension verzichtet zu haben und daher "umfangreich und aktiv" im Erwerbsleben zu sein.
Dass hinter den Absagen System steckt, will Ausschuss-Vorsitzender Walter Rosenkranz nicht glauben. "Doch gegen plötzliche Krankheiten oder Blitzschläge bin ich machtlos", sagt er. Seine Hauptsorge ist, dass auch Martin Schlaff, die Hauptfigur in der Telekom-Ostaffäre, sein mögliches Fernbleiben irgendwie erklärt.
"Dann stehe ich mit leeren Händen da, kann den Auftrag des Parlaments nicht erfüllen". Nachsatz: Dann müsse der U-Ausschuss noch länger dauern als geplant. Dessen Ende mit 16. Oktober sei laut Beschluss ja nur "in Aussicht genommen"..
WOLFGANG SIMONITSCH