Zwei Wiener Mädchen sind am Samstag an der Ausreise nach Syrien gehindert worden. Nach einer Abgängigkeitsanzeige der Eltern griff sie die Polizei in Graz auf, von wo sie in die Türkei fliegen wollten, sagte Innenministeriumssprecher Alexander Marakovits am Mittwoch der APA. Alarmiert wurde die Polizei von der Mutter einer Grazer Freundin, bei der die beiden Zwischenstation machten.
Der Mutter sei es verdächtig vorgekommen, dass die 14- bzw. 15-Jährige mit gepackten Koffern zu Besuch gekommen seien, bestätigte Marakovits einen Bericht der "Kronen Zeitung". Die Mutter sei dann zur Polizei gegangen, welche die Mädchen in der Wohnung aufgriff. Mittlerweile seien sie wieder bei ihren Familien in Wien. Derzeit ermittle man zu Kontaktleuten in Syrien, möglichen Hintermännern und weiteren betroffenen Mädchen.
Eines der beiden Mädchen stamme aus einer muslimischen Familie, die andere sei eine Konvertitin, sagte Marakovits auf eine entsprechende Frage. Diese habe innerhalb weniger Wochen einen Verwandlungsprozess durchlaufen und trage jetzt eine Burka.
Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass auch ihre Grazer Freundin nach Syrien fliegen wollte, sagte der Sprecher mit Blick auf entsprechende Zeitungsberichte. Zugleich unterstrich er, dass die Polizei die Mädchen im Alter von 14 und 15 Jahren nicht als Kriminelle ansehe. "Für uns sind das Opfer, die in den falschen Freundeskreis geraten sind", sagte er in Anspielung auf Zeitungsberichte, in denen von "Dschihad-Mädchen" die Rede war.
Die Mädchen seien "mit falschen Versprechungen" in das Bürgerkriegsland Syrien gelockt worden. "Ihnen wird das Paradies versprochen, mit Fotos von Stränden und schönen Häusern." Sie seien zu unterscheiden von Personen, "die die Absicht haben, terroristische Handlungen zu setzen", unterstrich der Sprecher.
Die Eltern hätten "richtig reagiert", sagte Marakovits mit Blick auf die Grazer Mutter und die Wiener Eltern, die am Freitag eine Abgängigkeitsanzeige erstattet hätten. Diese Anzeige sei an alle Polizeistationen weitergeleitet worden. Allgemein habe die Polizei das Personal auf Flughäfen sensibilisiert, bei Abflügen von Minderjährigen in die Türkei ganz genau hinzuschauen. Die Zahl von Mädchen, die bereits an der Ausreise nach Syrien gehindert worden seien, liege im niedrigen zweistelligen Bereich.