In den Verhandlungsteams ist alles vertreten, was Rang und Namen hat. Fast alle türkisen Noch-Regierungsmitglieder sind beteiligt, wenn ÖVP, SPÖ und Neos versuchen, eine Koalition zu schmieden, ebenso Parteichefs, Ex-Minister und Gewerkschaftsvorsitzende. Doch sind es vor allem Namen aus der zweiten Reihe, die in der Liste der Verhandler besonders häufig auftauchen.

Der Aufbau der Regierungsverhandlungen ist komplex. Neben einer Steuerungsgruppe verteilen sich rund 200 Verhandlerinnen und Verhandler auf sieben Clustergruppen, denen dann wiederum jeweils vier bis fünf Untergruppen zugeordnet sind. In gleich acht Gruppen sind dabei die beiden Neos-Abgeordneten Karin Doppelbauer und Nikolaus Scherak vertreten, wobei Doppelbauer in gleich zwei Clustergruppen sitzt. Auch Sepp Schellhorn, insgesat sechsmal vertreten, tritt in zwei Clustergruppen in Erscheinung. Dass Personen für die Neos in vier, fünf oder sechs Gruppen verhandeln, ist allerdings keine Seltenheit. Immerhin können die Pinken, anders als die beiden traditionellen Großparteien, auf keine über Jahrzehnte gewachsenen Teil- und Vorfeldorganisationen zurückgreifen. Der pinke Personalbedarf steigt auch durch die Entscheidung der Neos, aufgrund der teils breitgefächerten Themen jede Clustergruppe mit gleich zwei Funktionären zu beschicken – ÖVP und SPÖ kommen mit jeweils einem Verhandler pro Cluster aus.

Prominente Duelle mit Konfliktpotenzial

Doch auch ÖVP und SPÖ haben zahlreichen Funktionärinnen und Funktionären mehr als eine Verhandlungsgruppe anvertraut. Der oberösterreichische Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) verhandelt in fünf Gruppen, ebenso ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger und Karlheinz Kopf, der kürzlich nach fast dreißig Jahren aus dem Nationalrat ausschied. Türkise Spitzenreiterin ist allerdings mit sechs Verhandlungsteams Frauenministerin Susanne Raab; sie gilt als enge Vertraute von Bundeskanzler Karl Nehammer. Bei der SPÖ haben Wirtschaftsverband-Präsident Christoph Matznetter und der Nationalratsabgeordnete Christian Oxonitsch die Nase vorn: Sie verhandeln in jeweils fünf Gruppen.

Mit Blick auf die Verhandler-Liste ergeben sich einige prominent besetzte Duelle, die durchaus Konfliktpotenzial bergen könnten: Gastronom Schellhorn und der streitbare ÖVP-Seilbahnenchef Franz Hörl sollen in Sachen Tourismus Kompromisse finden, der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der sich in der Vergangenheit mit Ex-ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka in die Haare geraten war, soll gemeinsam mit diesem das Gesundheitskapitel verhandeln.