Was tun, wenn in den letzten Monaten einer Legislaturperiode ein Minister oder ein Staatssekretär abhandenkommt? Zwei Optionen tun sich auf: Entweder wird der Job eingespart, ein anderes Regierungsmitglied übernimmt die Agenden, wie etwa beim Abgang von Staatssekretär Florian Tursky - Claudia Plakolm übernahm die Funktion. Oder man findet einen Ersatz.

Gunter Mayr war nicht die erste Wahl

Dem Vernehmen nach, gab es durchaus die Überlegung, nach der Übersiedlung des designierten EU-Migrationskommissars Magnus Brunner nach Brüssel Arbeitsminister Martin Kocher mit der Funktion zu betrauen. Doch Kocher übernimmt 2025 die Nationalbank, das neue Amt erfordert eine gewisse Abkühlphase.

Für die Übergangszeit bis zur Angelobung der neuen Bundesregierung wurde nun der langjährige Sektionschef für Steuerfragen im Finanzministerium, Gunter Mayr, ins Amt berufen. Heute früh wird er vom Bundespräsidenten in der Hofburg angelobt, zu Mittag steht er im Plenum des Parlaments den Abgeordneten bereits Rede und Antwort.

In Expertenkreisen hat Gunter Mayr hervorragenden Ruf

Der gebürtige Tiroler genießt in Expertenkreisen einen hervorragenden Ruf. Seriös, sachlich, nüchtern, ein echter Zahlenfreak, lautete der Tenor. Der doppelte Doktor dissertierte in Innsbruck Jus und Wirtschaftswissenschaften, nach seiner Habilitation ging er 2003 nach Wien und arbeitete sich im Finanzministerium hoch. 2009 wurde er Professor für Finanzrecht an der Uni in Wien, ist aber derzeit karenziert. Auch ist er Herausgeber mehrerer Fachbücher für Finanz- und Steuerfragen. Seit 2012 leitet er die Sektion für Steuerpolitik und Steuerrecht im Ministerium

Mayr ist nicht nur leidenschaftlicher Steuerrechtler, sondern auch passionierter Sportler – er war seinerzeit Junioren Vize-Europameister in Taekwondo. Der 52-Jährige ist verheiratet und hat zwei Töchter.