So überraschend sein Sprung an die Spitze der Salzburger SPÖ war, so überraschend kam auch sein Rücktritt: Landesparteivorsitzender David Egger-Kranzinger hat am Montag seinen Abgang als Partei- und Klubchef angekündigt. Er stand den Salzburger Roten rund viereinhalb Jahre vor. Nun will er sich auf sein Amt als Bürgermeister von Neumarkt am Wallersee konzentrieren und „einfacher“ Landtagsabgeordneter bleiben.
Landespartei 2020 übernommen
Als im Mai 2020 durchsickerte, dass ein gewisser David Egger die Landespartei „übernehmen“ soll, war selbst Google noch einigermaßen sprachlos. Damals war der am 7. März 1987 in Oberndorf bei Salzburg geborene Egger „Content Manager“ im Red Bull Mediahouse und daneben selbstständiger Moderator. Sein politischer Radius beschränkte sich auf die 6.000-Einwohner-Stadt Neumarkt am Wallersee im Flachgau, wo er das Amt des Vizebürgermeisters bekleidete. Welch schweres Erbe er antrat, zeigte sich schon daran, dass die „gestandenen“ Sozialdemokraten, die damals gefragt wurden, kein Interesse für den Job zeigten.
Drei Jahre verblieben, um aus dem politischen No-Name einen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl zu machen. Das Pressebüro warf die Maschinen an und belieferte die Medien fast im 24-Stunden-Takt mit Egger-Aussendungen, Plakate mit seinem Konterfei und „Salzburg kann mehr“ wurden affichiert und exakt ein Jahr vor der Landtagswahl wurde mit dem Landesparteitag inoffiziell in den Wahlkampf gestartet. Egger erhielt dort mit gut 93 Prozent breite Rückendeckung.
In Berührung mit der Politik war der leidenschaftliche Kaffee-Trinker aus sehr persönlicher Motivation gekommen: Nach seinem Zivildienst beim Arbeiter-Samariter-Bund wollte er Polizist werden, was damals aber gesetzlich nicht möglich war. Mit Unterstützung des Salzburger Abgeordneten Johann „Jacky“ Maier brachte er eine Petition im Nationalrat ein, die tatsächlich zur Gesetzesänderung führte. „Es war ein Schlüsselmoment in meinem Leben. Es hat mir gezeigt, wenn man mit Herz und Seele für eine Sache kämpft, kann man auch etwas erreichen.“ Der aktive Einstieg in die Politik erfolgte schließlich mit den Gemeindewahlen 2014. Nach fünf Jahren als Gemeindevertreter wurde er 2019 SPÖ-Spitzenkandidat in Neumarkt. Er trat bei der Bürgermeister-Direktwahl an, musste sich aber dem amtierenden ÖVP-Bürgermeister geschlagen geben. Fünf Jahre später ging das Duell umgekehrt aus, seither ist Egger-Kranzinger Bürgermeister.
Hoffnungen für Landtagswahl waren groß
Für die Landtagswahl 2023 hatte David Egger die Latte beim Parteitag selbst in luftige Höhe gelegt: Er möchte die Sozialdemokraten wieder an die Spitze des Landes führen. „Wir haben es schon einmal geschafft. 2023 ist vielleicht optimistisch, aber liebe ÖVP: Ich bin jung und motiviert, und ich ziehe mir die Laufschuhe an.“ Gekommen ist es dann ganz anders: Die SPÖ fiel weit hinter die FPÖ auf Platz 3 zurück und fuhr mit 17,9 Prozent (minus 2,2 Prozentpunkte gegenüber 2019) ihr historisch schlechtestes Ergebnis ein.
Eine Regierungsbeteiligung der SPÖ kam dann nicht zustande. Und auch von seinen eineinhalb Jahren als Klubchef der stärksten Oppositionspartei wird wohl nicht sehr viel in Erinnerung bleiben.
„Aufstehen, Krone richten und weiterlaufen“, kündigte er am Abend der Wahlniederlage vor den Genossen an. Doch auch daraus wird jetzt nichts - der Nagel für seine Laufschuhe ist im Bürgermeisterbüro schon eingeschlagen.