Konkrete Regierungsverhandlungen haben noch nicht begonnen, doch aus der ÖVP kommen bereits mahnende Worte in Richtung Parteispitze. Die Volkspartei dürfe sich „nicht unter Wert verkaufen oder unnötige Kompromisse eingehen, nur um den Kanzlerposten zu retten“, sagte der scheidende Nationalratsabgeordnete Franz Hörl am Donnerstag zur APA. Zudem machte er aus, dass „wir (die ÖVP, Anm.) leider schon seit längerem den direkten Draht zu den Menschen verloren haben.“

„Das hat sich im Wahlergebnis gezeigt“, gab der Zillertaler Hotelier und Multiunternehmer einen ernüchternden schwarzen Befund ab. Jetzt dürfe es nicht so weit kommen, die ÖVP „von ihrer eigenen Linie abweichen zu lassen, nur um eine Koalition zu sichern“, mahnte Hörl. Das Ergebnis sei zudem „trotz aller Regierungsverhandlungen gründlich zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen.“ „Andernfalls drohen in Zukunft noch gravierendere Verluste“, schwante dem ÖVP-Politiker aus seiner Sicht Übles.

Hörls Vorzugsstimmen-Wahlkampf gescheitert

Hörl galt gemeinhin stets nicht gerade als Gegner einer Zusammenarbeit mit der FPÖ. Gefragt, ob er die bisherige Linie der Parteiführung rund um Bundesparteiobmann und Bundeskanzler Karl Nehammer, die Freiheitlichen unter Herbert Kickl als Regierungspartner auszuschließen, für richtig erachte, blieb der bisherige Tourismussprecher im Nationalrat zugeknöpft und verwies auf die Parteiführung: „Ich habe volles Vertrauen in unser kompetentes Verhandlungsteam.“ Es müsse jedenfalls ein Ergebnis herauskommen, beziehungsweise mit einem oder mehreren Partnern koaliert werden, mit dem der „Standort gesichert“ und die „internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wiederhergestellt wird.“ Bis auf den Bereich Tourismus sei diese nämlich verloren gegangen. Der Fokus müsse zudem darauf gerichtet werden, dass sich „Arbeiten wieder lohnt.“

Hörls eigene politische Zukunft ist indes mehr als ungewiss. Der Zillertaler war auf der Tiroler Landesliste nicht zum Zug gekommen und auf der Bundesliste nur auf Platz 21 gereiht worden. Folglich führte er einen Vorzugsstimmenwahlkampf und kam letztlich bei 4.173 Vorzugsstimmen zu liegen. Deutlich zu wenig, um vorgereiht zu werden. Eine kleine Chance besteht aber noch, dass der Seilbahnen-Obmann, der mit Unterbrechungen knapp 15 Jahre lang dem Hohen Haus angehörte, es zu einem späteren Zeitpunkt noch in den Nationalrat schafft. Dann nämlich, wenn genügend vor ihm platzierte ÖVP-Granden wieder in die Bundesregierung einziehen.

Mehr Vorzugsstimmen als der Bundeskanzler in Tirol

Der 67-Jährige zeigte sich jedenfalls mit seinem Vorzugsstimmenergebnis nicht unzufrieden: „Das Ergebnis ist beeindruckend, am Ende hat es jedoch nicht für ein Mandat gereicht, was ich selbstverständlich akzeptiere.“ Er habe etwa Platz 14 unter allen Kandidaten auf den Bundeslisten erreicht und ÖVP-intern Platz fünf. „Ich bin insgesamt 13.000 Kilometer durchs Land gereist und kann mir nichts vorwerfen. In Tirol habe ich hinter Minister Totschnig die zweitmeisten Vorzugsstimmen erzielt und lag sogar noch vor Bundeskanzler Nehammer“, verwies der Seilbahn-Chef auf seinen Tachostand sowie interne Achtungserfolge.