Die Caritas hat neuerlich auf die Probleme im Pflegebereich hingewiesen und Forderungen an die kommende Bundesregierung gerichtet. „Es braucht eine Systemreform“, sagte Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Neben einer Vereinheitlichung zwischen den Bundesländern soll das Pflegegeld neu aufgestellt werden, neue Pflegekräfte angeworben und die Digitalisierung besser genutzt werden.

„Wir können so nicht weitermachen“, warnte Tödtling-Musenbichler. Pflege und Betreuung gingen uns alle an, dabei brauche es „Würde und Respekt“. Das aktuelle System könne dies aber nicht mehr leisten, so die Caritas-Präsidentin. Viele Pflegekräfte stünden „am Rande der Erschöpfung“. Besonders kritisiert die Caritas den „Fleckerlteppich“ in der Pflege, also die großen Bundesländer-Unterschiede. Personalschlüssel und Kosten für Betroffene würden dabei etwa stark variieren.

Verhältnis von Pflegekräften zu Bedürftigen in Wien am besten

Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo hat für die Caritas die „Ungerechtigkeiten des Pflege-Fleckerlteppichs“ ausgearbeitet und visualisiert. So sei Wien begünstigt, weil die Bevölkerung hier jünger ist. Doch auch das Verhältnis von Pflegekräften zu Bedürftigen ist in der Hauptstadt am besten. 4,1 gibt es hier auf 100 Personen, die Pflegegeld beziehen. In der Steiermark sind es dagegen 1,7. Aus ökonomischer Sicht sei es „unfair, dass Leistungen unterschiedlich sind“, sagte Ulrike Famira-Mühlberger vom Wifo.

Caritas-Direktor Klaus Schwertner gab sich überzeugt, dass das Pflegesystem „auf gute Beine gestellt werden“ kann. Die aktuelle Regierung habe „durchaus einiges geschafft“. Das reiche aber noch nicht, die Zahl der Bedürftigen steige weiter. Auch er stieß sich an regionalen Differenzen: „Die Qualität hängt aktuell von der Postleitzahl ab.“

Ein Drittel der Beschäftigten in der Pflege geht bis 2030 in Pension

Von einer kommenden Regierung wünschte sich Schwertner ein „umfassendes Personalpaket“. Es brauche weiter 50.000 zusätzliche Pflegekräfte, bis 2030 würde rund ein Drittel der Beschäftigten in Pension gehen. Soziale Berufe hätten ein „Imageproblem“, das Bild nach innen sei aber ein deutlich besseres. Der Caritas-Direktor forderte eine attraktivere Ausbildung und weniger Aufwand bei Dokumentationsaufgaben.