Die Digitalisierung der Schulen war eines der Kernprojekte der türkis-grünen Bundesregierung im Bildungsbereich. Bedingt durch die Covid-Pandemie und die Schulschließungen kam die Umsetzung der Pläne rascher als zunächst geplant, inklusive der Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit Laptops und Tablets. Der Rechnungshof übt in einem Bericht nun Kritik, dass bei dem „8-Punkte-Plan“ keine Ziele festgelegt wurden und daher unklar blieb, ob mit den Mitteln in dreistelliger Millionenhöhe überhaupt eine Wirkung erzielt wurde.

Von Jänner 2021 bis Ende August 2023 wurden im Zusammenhang mit dem Digitalisierungsplan 140,88 Millionen Euro ausgegeben, der Großteil davon entfiel auf die Anschaffung von digitalen Endgeräten (119,67 Millionen Euro). „Das Bildungsministerium verabsäumte, die Erstkonfiguration und die tatsächliche Nutzung der Endgeräte sicherzustellen“, schreibt der Rechnungshof.

Fehlende Daten

So gab es etwa in der Bildungsdirektion für Niederösterreich gar keinen Überblick darüber, in Kärnten lag bei 11 Prozent der Klassengeräte in den Bundesschulen kein Nachweis einer Erstaktivierung vor, vier Prozent der Geräte waren bis zur Überprüfung nicht aktiviert und somit gar nicht genutzt worden. Generell bemängelte der Rechnungshof, dass dem „8-Punkte-Plan“ konkrete Wirkungsziele gefehlt hätten. Dadurch könne auch nicht überprüft werden, ob sich etwa die digitalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler verbessert hätten.

Der Rechnungshof kritisiert auch, dass das Ministerium keine Übersicht über die digitalen Kompetenzen des Lehrpersonals hatte. Und auch zu den Weiterbildungen in diesem Bereich waren Daten nur sehr eingeschränkt verfügbar. Dadurch sei unklar geblieben, ob unter Lehrerinnen und Lehrern ausreichend Qualifikationen für einen IT-gestützten Unterricht vorhanden waren.

Teures Digital-Portal als Reinfall

Ein Punkt des Plans betraf das Portal „Digitale Schule“, das als Plattform aller digitalen Kommunikationskanäle zwischen Lehrern, Schülern und deren Eltern geplant war. Die Kostenschätzung des Projekts von 3,2 Millionen Euro wurde um das Vierfache überschritten. Bis Ende August 2023 wurden 12,3 Millionen Euro dafür ausgegeben.

Dafür beauftragt worden war ein Beratungsunternehmen, das eine potenziell mögliche Gesamtnutzerzahl von drei Millionen Personen nannte. Dieser Wert blieb unerreicht - bei weitem. Im ersten Schuljahr nutzten noch rund 2000 Schülerinnen und Schüler und 1000 Bundeslehrer pro Monat das Portal, im Schuljahr 2022/23 waren es nur mehr 81 Schüler und etwa 700 Lehrer.

Akzeptanzanalyse für 80.000 Euro

Im September 2022 beauftragte dann das Ministerium eine Akzeptanzanalyse für rund 80.000 Euro. Sie fiel insgesamt sehr negativ aus. Das Projekt war als „nicht sehr gelungen“ bewertet worden. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch ohnehin die Einstellung des Portals zugunsten der Schaffung eines neuen Bildungsportals beschlossen.