Was hinter der Tapetentür besprochen wird, da hüllen sich die Parteispitzen in Schweigen. Neos-Obfrau Beate Meinl-Reisinger und Grünen-Chef Werner Kogler machten am Dienstag den Gesprächsreigen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg komplett. Medienvertreter, die im Maria-Theresien-Zimmer auf Neues zu einer möglichen Regierungsbildung warteten, mussten sich mit spärlichen Wortspenden begnügen.

Für die Beteiligten geht es um viel. Ganz besonders gilt das für Meinl-Reisinger. Eine Regierungsbeteiligung für die Pinken scheint greifbar, aber keineswegs sicher. Doch fünf weitere Jahre auf der Oppositionsbank sind für die Partei eine wenig attraktive Alternative. Dass Bundeskanzler Nehammer (ÖVP) und SPÖ-Chef Andreas Babler zu einem „atmosphärischen Austausch“ zusammenkamen – ohne Neos als möglichen dritten Koalitionspartner – nahm sie gelassen. „Wunderbar, sollen sie tun.“

Grünen-Chef Kogler mit dem Bundespräsidenten
Grünen-Chef Kogler mit dem Bundespräsidenten © APA / Roland Schlager

Das Gespräch mit Van der Bellen sei „sehr vertrauensvoll“, aber eben auch „sehr vertraulich“ gewesen, sagte Kogler. Inhaltlich wollte er sich nicht äußern, dass die Grünen der nächsten Regierung angehören werden, ist aber ohnehin unwahrscheinlich.

Und was folgt nun auf fünf „vertrauensvolle“ Gespräche? Die FPÖ will auf keinen Fall jetzt selbst initiativ werden und etwa die ÖVP zum Sondieren einladen. Bevor die neue stärkste Kraft konkrete Schritte unternimmt, will sie eine öffentliche Erklärung Van der Bellens abwarten, die dieser am Mittwoch oder Donnerstag abgeben könnte. Könnte. „Der Ball liegt jetzt beim Bundespräsidenten“, es seien alle Beteiligten gut beraten abzuwarten, sagt Kickls Sprecherin.

Das ist nicht zuletzt deshalb interessant, weil ÖVP und SPÖ betonen, der Ball liege jetzt bei Kickl. Van der Bellen zeigt sich jedenfalls betont ruhig. „Sie werden schon rechtzeitig was erfahren“, sagt er zu den Medienvertretern und verschwindet hinter der Tapetentür.

FPÖ-Obmann Herbert Kickl
FPÖ-Obmann Herbert Kickl © AFP / Joe Klamar