Ein Bericht der Kronenzeitung hat sich via Social Media wie ein Lauffeuer in der kleinen innenpolitischen Szene verbreitet. Die Wiener Tageszeitung schreibt, dass der bekannte Politik- und PR-Berater Rudolf Fußi SPÖ-Chef Andreas Babler ablösen will. Angeheizt werden die Gerüchte, Fußi könnte in einer neuen Vorsitzdebatte mitmischen, durch die Website neuerote.at. Darauf zu finden ist ein Countdown bis zur Pressekonferenz (Mittwoch, 11 Uhr) und der Slogan „Neue Rote ... braucht das Land“. Im sozialen Netzwerk X hatte Fußi am Wahltag geschrieben: „Das erste Mal in der Geschichte der Zweiten Republik wird die SPÖ bei einer Nationalratswahl nur Dritte und verzeichnet unter Andreas Babler das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Ein kompletter Neustart ist unabdingbar. Politisch und personell.“
Bunter Hund in der Politikszene
Fußi ist in der Wiener Politikszene seit mehr als 20 Jahren ein bunter Hund: Bekannt ist er 2002 durch das „Volksbegehren gegen Abfangjäger“ geworden, das er quasi im Alleingang aus dem Boden gestampft hatte. Er arbeitet für die schwarze Wiener Wirtschaftskammer und hat Ex-Kanzler Christian Kern beraten. Dieser hatte jüngst bei der ORF-Sendung „Im Zentrum“ auch Veränderungen in seiner Partei urgiert, seine Beteiligung in einer künftigen Regierung aber als „absurd“ ausgeschlossen. Sogar für Andreas Babler soll sich das bekennende SPÖ-Mitglied schon engagiert haben. Doch damit ist es nun offensichtlich vorbei.
Die „Krone“ zitiert einen ungenannten Vertrauten, der erklärt, Fußi wolle Babler herausfordern, eine Pressekonferenz sei für Mittwoch geplant. Der PR-Berater selbst will dazu von der „ZiB 2“ am Montagabend befragt nichts sagen. Auch sonst lassen sich keine konkreten Belege für die Stichhaltigkeit der Story finden. Es würde an Selbstzerstörung grenzen, die schwelende Führungsfrage in der SPÖ nach dem schlechten Ergebnis auf so eine chaotische Weise und ohne jede Einbindung der roten Machtzentren wie Stadt Wien oder Gewerkschaften anzugehen.
Babler früh im Visier der „Krone“
Von daher steht die Geschichte von den Parteichef-Ambitionen des PR-Beraters eher symbolhaft für die instabile Lage in der SPÖ. Wobei zu berücksichtigen ist, dass die Krone sich schon früh auf Babler und seinen politischen Kurs eingeschossen hat.
Die Geschichte ist auch deshalb überraschend, weil die internen Kritiker Bablers sich zuletzt um einen gemeinsamen Kurs mit dem SPÖ-Vorsitzenden bemüht haben, um die Chance der Partei auf eine Regierungsbeteiligung mit der ÖVP zu wahren. Es bleibt abzuwarten, wie viel Substanz am Ende tatsächlich hinter den Plänen Fußis steckt. Dieser ist schließlich auch schon als Kabarettist aufgetreten. Allerdings: Davon, dass in der SPÖ viele Kräfte in unterschiedliche, ja gegensätzliche Richtungen ziehen, kann bereits seit Jahren ausgegangen werden. Von innerer Ruhe ist die nunmehr nur noch drittstärkste Kraft in Österreich weit entfernt. Das könnte auch Folgen für mögliche Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP haben.
Am Dienstag wollen sich ÖVP-Chef Karl Nehammer und Babler zu einem ersten Gedankenaustausch nach den Nationalratswahlen treffen.