Für die SPÖ gab es bei der Nationalratswahl am vergangenen Sonntag wenig Grund zur Freude. Mit 21 Prozent verlor sie hauchdünn und fuhr damit das schlechteste Ergebnis ihrer Parteigeschichte ein. Erstmals in der Zweiten Republik landete man bei einer Nationalratswahl sogar nur auf dem dritten Platz.
Interne Kritik nicht förderlich
„Wir müssen uns schon fragen, warum so viele Wähler von der SPÖ 2019 zu den Nichtwählern gewechselt sind“, sagt Wiens ehemaliger Bürgermeister Michael Häupl im ORF-Interview. Er liefert auch gleich die Antwort und meint, dass die Performance der Partei in den letzten Jahren „nicht sympathisch und vertrauenserweckend“ gewesen sei.
Das liege auch an innerparteilichen Querschüssen. Häupl dazu: „Gestritten wird im Wohnzimmer, nicht auf dem Balkon“. Die inhaltliche Kritik etwa von Doris Bures, die das Programm von Andreas Babler als „unseriös“ bezeichnete, könne er zwar nachvollziehen, dass dies aber in der Öffentlichkeit geschehe, sei nicht gut. Das Programm sei viel zu dick gewesen, so Häupl. „Zehn bis zwölf Seiten hätten locker gereicht.“ Allerdings sei es dem Erfolg nicht zuträglich gewesen, dass es auch ständig Zurufe aus den Bundesländern gegeben habe.
Häupl: Babler führte guten Wahlkampf
An der Leistung von Andreas Babler habe es jedenfalls nicht gelegen, sagt Häupl. „Ich nehme bei Babler eine inhaltliche Steigerung wahr. Er hat wirklich einen guten Wahlkampf gemacht“, so der Altbürgermeister. Babler habe das nötige Tempo und die Aggressivität gezeigt, die man im Wahlkampf brauche. Inhaltlich müsse sich die SPÖ jedenfalls stärker auf Themen wie die Teuerung konzentrieren. Dann sollte es auch gelingen, ähnlich gut zu mobilisieren, wie es diesmal der FPÖ gelungen ist.
Eine Koalitionspräferenz äußerte Häupl nicht. Eines stellte er aber klar. Im Gegensatz zu seinem Parteifreund Hannes Androsch, der sich im Interview mit der Kleinen Zeitung dafür aussprach, das Nein zur FPÖ zu überdenken, bleibt Häupl dabei: „Ich sehe einfach keine inhaltlichen Überschneidungen mit der FPÖ.