Am Freitag setzt sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit jenem Mann zusammen, der ihn einst als „Mumie“ und „senil“ verunglimpft hatte: FPÖ-Chef Herbert Kickl. Als Obmann der stimmenstärksten Partei nach der Nationalratswahl steht ihm der erste Gesprächstermin in der Hofburg zu, bei dem bereits mögliche Mehrheiten ausgelotet werden. Eines ist dabei wohl beiden bewusst: Die FPÖ befindet sich in einer nie dagewesen guten strategischen Position.

Entweder, sie schafft es in eine Koalition mit der ÖVP, die die Schmach einer politischen Kehrtwende (und Verbannung ins Vizekanzleramt) in Kauf nimmt, um weniger Kompromisse eingehen zu müssen. Oder, es findet sich eine (wenn auch schwache) Große oder Dreier-Koalition. Diese kann die FPÖ aus der Opposition heraus als „Verlierer“-Regierung verspotten und dabei, im Falle einer holprigen Zusammenarbeit, in Ruhe die eigenen Zustimmungswerte ausbauen. So spannend die nächsten Wochen auch werden: Kickl kann sich zurücklehnen.