Ein Vorfall bei der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt sorgt derzeit für Aufsehen. Im Rahmen der feierlichen Übernahme neuer Offiziere in das österreichische Bundesheer verweigerte ein muslimischer Offizier aus Bosnien und Herzegowina Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) den obligatorischen Handschlag. Das berichtete die Tageszeitung „Kurier“.

Der Vorfall ereignete sich am Wochenende während der traditionellen Ausmusterungsfeierlichkeiten, die jährlich das Highlight der Akademie darstellen. Der betreffende Offizier verweigerte den Handschlag mit der Ministerin, weil sie eine Frau ist – eine Entscheidung, die er offenbar aus religiösen Überzeugungen traf. Als Konsequenz wurde der Soldat von den verbleibenden Feierlichkeiten ausgeschlossen und ihm der traditionelle Akademiering nicht überreicht, wie das Verteidigungsministerium bestätigte.

Bosnischer Minister entschuldigte sich

Die Verantwortlichen und die Verteidigungsministerin seien vorab informiert worden, dass der Offizier ihr nicht die Hand geben wolle. Dies hätte dazu geführt, dass der Soldat gar nicht auf die Bühne gerufen wurde.

Verteidigungsministerin Tanner zeigte sich verärgert über den Vorfall und drückte dem Offizier deutlich ihre Missbilligung aus. Der stellvertretende Verteidigungsminister von Bosnien und Herzegowina, Slaven Galić, entschuldigte sich bei Ministerin Tanner für das Verhalten des Offiziers, für die diplomatischen Beziehungen dürfte dieser Vorfall aber dennoch nicht förderlich gewesen sein.

Ausbildungsabkommen mit ehemaligen Krisenländern

Militärisches Führungspersonal ehemaliger Krisenstaaten wie Bosnien-Herzegowina oder Montenegro wird seit mehreren Jahren in Österreich ausgebildet. Die betroffenen Staaten haben keine eigenen Offiziersschulen und bildeten Führungskräfte davor in der Türkei aus. Der EU war das allerdings ein Dorn im Auge, da Ankaras politischer Einfluss so immer weiter zunahm. Das Ausbildungsabkommen soll das unterbinden und die Stabilität auf dem Balkan stärken.

Bei der Feier betonte Slaven Galić die bedeutende Rolle Österreichs für den Aufbau der bosnischen Streitkräfte und lobte die „anspruchsvolle Ausbildung“ in Wiener Neustadt.