Er ist seit Jahrzehnten Stratege im Hintergrund der FPÖ - einmal mit engeren Kontakten zur Parteispitze, einmal auf größerer Distanz: Andreas Mölzer. Der ehemalige EU-Abgeordnete und Publizist sieht seine Partei - trotz des Wahlsieges - in den nächsten Jahren nicht zwingend in Regierungsverantwortung. „Man hat sich vor der Wahl klar festgelegt, dass man eine Regierung ohne Herbert Kickl bilden will, ich denke, wenn es da nicht in den nächsten drei bis vier Tagen einen Schwenk gibt, bleibt es auch dabei.“

„Dann könnte Kickl als alter Politiker gelten“

Die Gründe dafür seien klar: „Es gibt Mehrheiten abseits der FPÖ und die ÖVP sucht sie.“ Dass man die Variante „Susanne Fürst, geh du voran“ wählt, wie das Jörg Haider im Jahr 2000 gemacht hat, schließt Mölzer aus. „Kickl ist der eindeutige Wahlsieger, er sieht keinen Grund zu weichen.“ Auch könne er auf Zeit spielen und in fünf Jahren einen noch größeren Wahlerfolg einfahren. „Wobei er dann auch schon 60 Jahre alt ist, da läuft man Gefahr, als alter Politiker zu gelten. Und: Wer weiß schon, was in fünf Jahren geschehen kann? Es gibt dann ja auch einen anderen Bundespräsidenten, dessen Wahlbewegung auch Spuren hinterlässt.“

Interessant werde es, wie sich das Wahlergebnis auf „die sonstigen Usancen auswirkt“. Also etwa die - nirgendwo festgeschriebene, aber immer so praktizierte - Wahl eines Vertreters der stimmenstärksten Fraktion zum Nationalratspräsidenten. Auch bei der Besetzung der Ausschüsse werde sich zeigen, wie sehr man sich an bisherige Gepflogenheiten halten werde.

Minderheitsregierung mit Duldung der FPÖ

Nicht ausgeschlossen, aber in Österreich eben völlig unerprobt sind das niederländische Modell oder das schwedische Modell. In Schweden stützen die nationalistischen Schwedendemokraten eine rechts-konservative Minderheitsregierung, in den Niederlanden verzichtete der rechtspopulistische Wahlsieger Geert Wilders auf das Amt des Ministerpräsidenten, um eine rechte Regierung zu ermöglichen. Wobei Mölzer diese beiden Varianten für Österreich „ziemlich sicher ausschließen“ kann.

Video: Demonstration gegen FPÖ-Wahlsieg

Insgesamt meint Mölzer, dass der Wahlerfolg der FPÖ weit weniger aufregen werde, als im Jahr 1999 beziehungsweise 2000. „Damals gab es jeden Donnerstag zehntausende Menschen auf der Straße. Jetzt waren es ein paar Hundert am Wahlabend.“