Einige Tage vor der Wahl streckte sie die Hand unübersehbar in Richtung ÖVP aus. Man unterstütze deren Forderung nach Rückkehrzentren, denn diese „entsprechen genau dem Bild der ‚Festung Österreich‘. Lassen Sie uns diese gemeinsam bauen“, erklärte FPÖ-Verfassungssprecherin Susanne Fürst vergangenen Mittwoch. Sogar die Tatsache, dass Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) künftig als EU-Kommissar für Migration zuständig sein wird, begrüßte sie. „Die ÖVP und Brunner werden unsere volle Unterstützung und unseren Rückhalt bekommen“, sofern sie ihren Ankündigungen auch Taten folgen lassen würden, sagte Fürst.

Fachlich versierte Quereinsteigerin

Die Avancen der blauen Nummer 2 auf der Bundesliste zeigen, dass die FPÖ wieder in eine Regierung mit der ÖVP will – aber nicht als Juniorpartner. Auf FPÖ-Seite gilt Fürst dabei als Fixstarterin für ein Ministerinnenamt, es wäre der nächste Höhepunkt in der steilen politischen Karriere der 55 Jahre alten Juristin aus Oberösterreich. Erst 2017 war die auf Verwaltungsrecht spezialisierte Anwältin als Quereinsteigerin in den Nationalrat gekommen, längst ist sie als stellvertretende Klubobfrau (seit 2019) eine der engsten Vertrauten von Parteichef Herbert Kickl, auch in möglichen Koalitionsverhandlungen wird sie eine Schlüsselrolle spielen. 2022 war sie schon als freiheitliche Kandidatin für die Bundespräsidentschaftswahl gehandelt worden.

Fürst wird über die Parteigrenzen hinweg als fachlich versiert, aber zurückhaltend beschrieben. Im Nationalrat gehe sie kaum auf Leute zu, heißt es. Ideologisch wird die Mutter zweier Söhne als stramm rechts beschrieben, was ihre Autorinnenschaft für das den Identitären nahe Magazin „Info-Direkt“ unterstreicht. In der Coronakrise trat sie an Kickls Seite als Verteidigerin der Grundrechte und vehemente Gegnerin der Impfpflicht auf. Bald will sie neben ihm beim Bundespräsidenten in der Hofburg stehen.