Landauf, landab lässt die ÖVP in der letzten Wahlkampfwoche ihren Parteichef Karl Nehammer mit dem Slogan „Der Vergleich macht sicher“ plakatieren. Dieser Vergleich zielt auf FPÖ-Chef Herbert Kickl ab, der mit seiner Partei seit Monaten die Umfragen anführt. In den letzten Wochen vor der Wahl näherten sich die Werte von Blau und Türkis wieder an.
Nehammer und Kickl trafen in diesem Wahlkampf nur selten direkt aufeinander, am Montag dann überhaupt zum ersten Mal in einer direkten Konfrontation, der letzten im ORF. Da sollten die Zuschauerinnen und Zuschauer eben den „Vergleich“ ziehen können – so die Strategie der Volkspartei.
Obwohl die erste Frage nach dem Verhältnis der beiden Parteichefs gestellt wurde, das schon einmal besser war, drehte der FPÖ-Chef das Gesprächsthema auf einen der größten Konflikte der beiden Parteien: die Pandemie. Kickl spiegelte den Hauptvorwurf der ÖVP an seiner Person, sich radikalisiert zu haben. „Je mehr Evidenz gegen Sie gesprochen hat, desto radikaler sind Sie geworden.“
Es war gewiss kein Zufall, dass Kickl auf dem Corona-Thema, einer Achillesferse der ÖVP vor allem im ländlichen Raum, so lange wie möglich herumritt. Nehammer antwortete ruhig, ließ sich nicht mit seiner Emotion mitreißen wie im Gespräch mit SPÖ-Chef Andreas Babler. „Politik zeichnet sich darin aus, Verantwortung zu übernehmen. Sie haben die Angst verstärkt und versucht, Kapital daraus zu schlagen.“
Beim Thema Klimawende und in der Wirtschaftspolitik waren die Differenzen deutlich weniger ausgeprägt, wobei Kickl etwa ein Bodenschutzgesetz einmahnte, das die ÖVP aus seiner Sicht verhindere. Dafür warf er der Volkspartei vor, sich der grünen Klimapolitik unterworfen zu haben.
Im Ton waren beide Spitzenkandidaten die gesamte Debatte über bedacht, in der Rhetorik der FPÖ-Chef aber gewohnt scharf – „Klimakommunismus“, „Zerstörung der Neutralität“, „planwirtschaftliches Diktat aus Brüssel“. Nehammer sprach langsamer als sonst, ging auf Provokationen nicht ein und war merklich um die Kanzlerrolle bemüht. Detail am Rande: Der ÖVP-Chef kam mit Krawatte ins ORF-Studio, Kickl nicht.
Der FPÖ-Chef warf seinem Gegenüber vor, Österreich durch die Teilnahme an Sky Shield „zu einem Angriffsziel zu machen“. Nehammer verteidigte die Teilnahme: Wehrhafte Neutralität hieße, glaubhaft eigenständig für Sicherheit zu sorgen. Asyl und Migration waren dann nur in der Nachspielzeit Thema – ganz kurz. Neue Ideen hörte man da nicht, beide postulierten ihre Standpunkte.