Nach der Wahl dürfte einige Zeit vergehen, bis sich abzeichnet, welche Koalition Österreich künftig regiert. Abhängig vom politischen Kräfteverhältnis könnte der Herbst von einem wochenlangen Taktieren um die Zusammensetzung der nächsten Regierung geprägt sein.
Dreieinhalb Wochen nach der Wahl, am 24. Oktober, müssen die Parteien in einer wichtigen Personalfrage Farbe bekennen. Im Zuge der konstituierenden Sitzung des Parlaments knapp vor dem Nationalfeiertag fällt die Entscheidung über die Nachfolge von Wolfgang Sobotka als Nationalratspräsident - unabhängig davon, wie die nächste Regierung aussieht.
Usance seit dem Jahr 1945
Seit 1945 ist es Usance, dass das Plenum eine Vertreterin, einen Vertreter der erstgereihten Partei zum Präsidenten wählt. Nur: Sollte die FPÖ auf Platz eins landen, gilt dies weiterhin? Würden ÖVP und SPÖ eine Freiheitliche, einen Freiheitlichen zur höchsten Frau, zum zweithöchsten Mann im Staate machen? Die Kür erfolgt mit einfacher Mehrheit, wahrscheinlich reicht die Zustimmung der ÖVP.
Haussegen hängt schief
FPÖ-Chef Herbert Kickl hielt sich im jüngsten Interview mit der Kleinen Zeitung bedeckt, wen die Blauen ins Rennen schicken würden, ob die Wahl tatsächlich auf Norbert Hofer fällt. Zwischen Kickl und Hofer hängt der Haussegen schief, FPÖ-Insider schließen nicht aus, dass Kickl die Zweigereihte auf der Bundesliste, Susanne Fürst, nominiert.
Kandidiert Kickl?
Theoretisch könnte Kickl auch selbst kandidieren - in der Annahme, dass er keine Chance aufs Kanzleramt hat. Es wäre eine Ironie, wenn die ÖVP Kickl zwar nicht zum dritthöchsten Mann im Staat, also zum Kanzler, aber zum zweithöchsten Mann im Gefüge, zum Nationalratspräsidenten, macht.